Unsere heimischen Gewässer sind nicht nur Badeorte. Sie sind auch Lebensraum für Vögel, Amphibien und Fische. In unserer Serie „Fisch und Natur“ möchten wir einen Teil dieses großen Spektrums abbilden. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Fischereivereine. Denn diese haben das Fischereirecht für die Seen und Flüsse und sorgen dafür, dass die Gewässer sauber bleiben und weiter Lebensraum für viele Tiere sind. In der Serie kommen Experten aus Kempten und dem Oberallgäu zu Wort. Im dritten Teil geht es um gefährdete Fischarten und deren Rückzugsgebiete – wie der Waltenhofener Bach.
Der Waltenhofener Bach ist für den Fischereiverein Eschacher Weiher ein sehr wichtiges Gewässer. Denn der naturbelassene Bach, der bei Waltenhofen in die Iller mündet, ist Rückzugsort für gefährdete Fischarten wie Nasen, Äschen, Mühlkoppen und Bachforellen. Aufgrund der in den vergangenen Jahren gestiegenen Wassertemperaturen hätten sich aber immer mehr Fischarten im Waltenhofener Bach ausgebreitet, die dort überhaupt nicht hingehören, sagt Stefan Stockinger, stellvertretender Vorsitzender des Fischereivereins und Gewässerwart. „Wir haben etliche Waller rausnehmen müssen, weil sie sonst alle Salmoniden gefressen hätten.“
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Problemfisch Waller: Wie er im Waltenhofener Bach und der Iller dezimiert wird
Seit Jahren wird der Bestand der Waller (auch als Wels bekannt) im Waltenhofener Bach durch Elektrofischerei dezimiert. Durch diese Methode können die Gewässerwarte sowohl den Fischbestand feststellen als auch die unerwünschten Fischarten aus dem Bach nehmen. In wenigen Wochen rücken sie wieder aus. Zusätzlich hat der Fischereiverein nun vom Landratsamt die Genehmigung erhalten, ein Gitter zwischen dem Herzmanns See und dem Seebach zu errichten, der in den Waltenhofener Bach mündet. So soll den „Allesfressern“ der Weg zum Waltenhofener Bach versperrt werden.

Doch warum breitet sich der Waller dort überhaupt aus? „Das liegt vor allem daran, dass sich die Wassertemperaturen erhöhen“, sagt Stockinger. Forellen und Äschen benötigen sauerstoffreiches und kaltes Wasser, Waller kommen hingegen auch mit höheren Temperaturen zurecht und fühlen sich in großen, stehenden oder langsam fließenden Gewässern wohl. Die großen Raubfische wandern bei steigenden Wassertemperaturen vom Herzmanns See in den Seebach und von dort sogar weiter in den Waltenhofener Bach.
Um den Bestand an Bachforellen und Äschen zu sichern, hat der Fischereiverein einige Anstrengungen unternommen: So wurde das Wehr im Waltenhofener Bach im Jahr 2006 abgetragen und stattdessen eine „raue Rampe“ errichtet. Grobe Steine wurden dazu aufgeschichtet und dazwischen Schotter und Kies eingestreut. Dadurch können die Fische ungehindert den Oberlauf des Bachs aufsteigen und dort ablaichen.
Äschen, Bachforellen und Nasen sind gefährdet
Jährlich besetzt der Fischereiverein zusätzlich rund 150 Kilogramm Bachforellen entlang des drei Kilometer langen Waltenhofener Bachs – sowohl Laich- als auch Jungfische. „Etwa 1500 Äschen setzen wir auch wieder in die Iller“, sagt Stockinger. Das sei nötig, um den Bestand auf Dauer sicherzustellen. Damit sich die Fische auch selber vermehren können, wurde im Waltenhofener Bach zudem das Laichbett verbessert. „Das Sediment wurde aufgeraut und Kies hinzugefügt, weil über Jahrzehnte hinweg der Grund verschlammt wurde“, erklärt Stockinger. Doch der Gewässerwart ist in Hinblick auf den Klimawandel skeptisch: „Irgendwann wird es einige heimische Fischarten nicht mehr bei uns geben.“
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