Wer sich die Kommentare der Fraktionssprecher im Waltenhofener Gemeinderat nach der Verabschiedung des knapp 20-Millionen-Euro-Haushalts anhörte (siehe auch Extra-Artikel), hatte das Gefühl, der Gemeinde stehen harte Zeiten bevor. Alfons Stöberl (CSU) sagte beispielsweise "wir müssen künftig zu verschiedenen Annehmlichkeiten Nein sagen". Heinz Möschel (Grüne) sprach von einem "Verschiebehaushalt" und regte "professionelle Hilfe von außen" an. Fritz Binser (Freie Wähler) zeigte sich überzeugt: "Die Bürger von Waltenhofen müssen wohl künftig auf manch Liebgewonnenes verzichten."
l Zu den Fakten: 13,7 Millionen Euro (laut Alfons Stöberl "so viel wie noch nie") betragen Einnahmen und Ausgaben im Verwaltungshaushalt (Pflichthaushalt, laufende Kosten). Der Vermögenshaushalt ( alles, was Vermögen erhöht oder vermindert) ist 6,3 Millionen Euro schwer. Bürgermeister Eckhard Harscher betonte: "Obwohl die Finanzlage angespannt ist, wird die Gemeinde ihre Pflichtaufgaben erfüllen." Allerdings braucht Waltenhofen dafür voraussichtlich einen 3,5 Millionen Euro-Kredit.
l In was wird investiert? Das sind die größten Brocken im Vermögenshaushalt: 1,45 Millionen Euro fließen in die Sanierung des Kindergartens. 205000 Euro kostet das neue Löschfahrzeug für die Waltenhofener Feuerwehr (Weihe ist im Mai).
Die Sanierung des Dachstuhls der Mehrzweckhalle ist mit 300000 Euro eingeplant. Straßensanierungen schlagen mit 250000 Euro zu Buche und Arbeiten an der Kanalisation (Bergstraße, Eggen, neues Gewerbegebiet, Greuth, Helen-Rohr) mit gut 2 Millionen Euro. Mit 250 000 Euro beteiligt sich die Gemeinde Waltenhofen 2011 an der kürzlich gegründeten Nahversorgungs GmbH. 427000 Euro sind laut Kämmerer Franz Dreier für den Erwerb von Grundstücken vorgesehen.
l Warum steigen die Schulden? Durch den Kauf des Pflegeheims im Seniorenzentrum Waltenhofen für drei Millionen Euro (im Oktober 2010 vom Sozialwirtschaftswerk Sonthofen) stiegen die Schulden von 3,1 Millionen Euro auf 5,7 Millionen Ende 2010.

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Sollte heuer eine Kreditaufnahme von 3,5 Millionen Euro nötig werden, rechnet Dreier (unter Berücksichtigung der planmäßigen Tilgung) mit 8,76 Millionen Euro Schulden zum Ende des Jahres.
l Welche großen Einnahmen gibts? Die Gewerbesteuer sprudelt weiter. Ansatz für 2011: 2,8 Millionen Euro. Rund 860000 Euro Grundsteuer B zahlen Waltenhofener für bebaute oder bebaubare Grundstücke. 3,2 Millionen Euro groß ist der Einkommensteueranteil der Gemeinde. Aufgrund der Steuerkraft sinkt allerdings die Schlüsselzuweisung durchs Land von 883000 im Jahr 2010 auf voraussichtlich 695000 Euro.
l Welches sind regelmäßige, große Ausgaben der Gemeinde Waltenhofen? Die Personalkosten (alle Bereiche) sind mit 3,86 Millionen Euro angesetzt, voraussichtlich 3,275 Millionen Euro muss die Gemeinde Waltenhofen als Umlage an den Landkreis abführen.