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Walser Bergbahnen sollten fusionieren

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Walser Bergbahnen sollten fusionieren

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    Ratschlag von Experten Riesiger Investitionsstau Von Peter Schwarz Kleinwalsertal Mehr als museumsreif sind die Bergbahnen und Lifte im Kleinwalsertal. Dieses Urteil stammt vom Schweizer Seilbahn-Experten Dr. Riet Theus, der in einer Begutachtung einen riesigen Investitionsstau ausgemacht hat. 33 Millionen Euro müssten nach der überschlägigen Rechnung von Theus ausgegeben werden, um die Anlagen zu modernisieren. Sein Ratschlag, vorgetragen bei einer Präsentation touristischer Zukunftsprojekte für das Walsertal: Zusammenschluss der Unternehmen, um die Finanzlast zu packen. Knallhart und schonungslos servierte der Unternehmensberater den 300 Anwesenden im Walserhaus in Hirschegg, wo es bei der Tourismus-Destination (1,8 Millionen Übernachtungen pro Jahr) seiner Ansicht nach wirklich klemmt. Ob Kanzelwandbahn oder Walmendingerhorn-Bahn (im Besitz der Kleinwalsertaler Bergbahn AG), ob Ifen-Bergbahn (Alfons Herz KG) oder Parsenn-Lift und Heuberg-Sesselbahn (unterschiedliche Eigentümer): Der Bergbahn-Wirtschaftsfachmann ist nirgendwo hundertprozentig zufrieden. Allenfalls der Kanzelwandbahn mit ihrem Fellhorn-Gegenüber auf deutscher Seite bescheinigt Theus, als Ski-Arena im grünen Bereich zu agieren. Hingegen sei die Auslastung am erzwungenen Skiberg Walmendingerhorn ungenügend. Die Ifen-Bergbahn rechne sich im Sommer nicht. Und die talnahen Lifte etikettierte der Schweizer Experte als Problemkinder. Allein am Ifen und im Bereich Parsenn/Heuberg müssten jeweils 12 Millionen Euro investiert werden, auch um die einsamen Berge besser zu verknüpfen, etwa durch Ski-Gleitwege. Die nötigen Verbesserungen am Walmendingerhorn hin zu einem Erlebnisberg bezifferte Theus auf neun Millionen Euro.

    Der Touristik-Berater riet unverblümt zu einer Fusion der Unternehmen, nicht nur um das Chaos der Tarifstruktur zu beenden, sondern auch um die nötigen Komfortbahnen überhaupt bezahlen zu können. Welche Perspektiven dann da wären, zeigte Dr. Thomas Loacker von der Beratungs-Gesellschaft stadtland auf. Am Ifen mit seinem Winterwandergebiet Gottesacker-Plateau könnte ein kleiner Nationalpark entstehen. Die abschließende Warnung von Theus an die Walser Touristiker: Die Konkurrenz zieht davon. Letztendlich wäre der Stillstand ein Rückschritt für den gesamten Tourismus im Tal. Genau dies will man nicht. Deshalb war ja ein Kursbuch entwickelt worden, für das jetzt der konkrete Fahrplan gestaltet wird. Bürgermeister Werner Strohmaier sprach von einem Kraftakt, um Vorreiter im Tourismus bleiben zu können. Tourismus-Direktor Winfried Nesensohn sieht sich mit all der Vorbereitungsarbeit auf dem richtigen Weg. Die rigorosen Vorschläge zu den Seilbahnen, die vom Publikum im Saal mit Beifall begrüßt wurden, stießen indes bei den Bergbahn-Vertretern auf Zurückhaltung. Vorstand Georg Fahrenschon (Kleinwalsertaler Bergbahn AG) kündigte zwar Gespräche an, aber erst einmal müssten die Eigentümer gründlich überlegen. Ähnlich äußerte sich Geschäftsführer Andreas Herz von der Ifen-Bergbahn. Erst wenn jeder das Gefühl hat, das sei vorteilhaft, könnten Zusammenschlüsse erfolgen.

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