Agenda 21-Fest bietet viel Interessantes, leidet aber unter schlechtem Wetter Kaufbeuren (gey). Der Spitalhof zeigt sich an diesem Tag nicht von seiner sonnigsten Seite. So bietet sich den Gästen des Cafés Kirschkern auch eher ein trostloser Blick aus dem Fenster auf die gegenüberliegenden Aktionen der Agenda 21-Gruppe Kaufbeuren. Dabei hatte alles so schön begonnen: In eben jenem Café wurde an einem der Agenda-Stammtische die Idee geboren, ein Fest zu veranstalten. Man wollte den Bürgerinnen und Bürgern die Agenda 21-Idee wieder näher ins Gedächtnis rufen. Außerdem sollte Gelegenheit gegeben sein, die Mitarbeitenden der einzelnen Arbeitskreise kennenzulernen.
Seit Frühjahr wurde das Fest vorbereitet. In Kooperation mit dem Umweltamt der Stadt Kaufbeuren haben sich die vier aktiven Agenda-Arbeitskreise (der Arbeitskreis Wirtschaft ruht gerade mangels Sprecher/-in) einiges einfallen lassen. Preisausschreiben, Bobbycar-Rennen, Zaubern, Videos zu Natur und Landschaft, Infowände und vieles mehr. So wurde der Spitalhof teilweise in eine kleine abgasfreie Rennbahn umgewandelt, in der unermüdliche Kinder ihre roten Bobbycars durch den feuchten Sand wuchten. Mittendrin das Energiefass mit fließendem Wasser. Je größer der Strahl, desto mehr Energieverbrauch. Anschaulich sieht man hier, dass die meiste Energie für die Wärme aufgewendet wird. Wer sich genauer informieren will, geht in das Zelt mit den Schautafeln, wo sich Zauberer Trixini über Publikum freut. Liebevoll ist auch der Vorraum des vhs-Gebäudes gestaltet. Beim Betreten steigt Waldduft in die Nase, man steht (ausgestopftem) Fuchs, Dachs & Co Aug\' in Auge gegenüber. Im hinteren Bereich praxisnahe Broschüren zu 'Fährten und Spuren' und 'Frauen und Jagd' und eine Videoecke. Draußen vor der Tür hat sich einer der modernen Stadtbusse postiert. Innen nimmt sich Wolfgang Steber, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Kirchweihtal, ausführlich Zeit, den Interessierten den neu geplanten Busfahrplan im Rendezvous-System praxisnah zu erklären.
Hinter den Kulissen geschieht bereits einiges im energiepolitischen Bereich bei der VG Kirchweihtal. Die beiden Brüder Matthias und Michael Mikusch interessiert das brennend. Sie sind mit ihrem Vater hier im Bus bei Steber, um über ihre aktuelle Situation als Fahrschüler aufmerksam zu machen. Auf Matthias\' Frage nach Bussen mit Wasserstoff hat Steber einen positiven Bescheid: Erste Versuche laufen, das Verfahren ist aber noch nicht ganz ausgereift. 'In zwei bis drei Jahren ist das aber durchaus ein Thema', so Steber.
132 000 Mark gespart
Zufrieden zeigt er sich auch vom Wettbewerb zum 'wirtschaftlichen Fahren', bei dem es für den Fahrer den Pokal, für die Umwelt 13,2 Prozent weniger Energieverbrauch zu gewinnen gab. Vorausgegangen war dieser Aktion eine Fortbildung aller Kirchweihtal-Fahrer zum vorausschauenden Fahren. In Zahlen ausgedrückt, lassen sich damit für 132 000 Mark Dieseltreibstoff einsparen. Stolz ist Steber auch auf die hochmoderne Technik im Stadtbus. In allen Details mit der Zentrale verbunden ist es so möglich, noch wirtschaftlicher zu fahren. Steber nimmt seine Kundschaft ernst. Zum einen fragt er Matthias nach seiner Meinung zu den neuen Konzepten und der 14-Jährige zeigt sich zufrieden: 'Hört sich ganz gut an.' Zum anderen bietet die VG Kirchweihtal interessierten Klassen den Besuch im Betriebshof in Mauerstetten an.
Ganz so viel Interessierte gibt es nicht den ganzen Tag im Spitalhof, das Wetter hält doch einige vom Besuch ab. Und so kann man, während draußen der Himmel langsam wieder aufklart, vom Café Kirschkern aus zusehen, wie die Agenda-Leute ihre Sachen zusammen packen und zumindest in den Köpfen der Interessierten auf besseres Wetter für die Agenda 21 hoffen.
i Seit 1998 gibt es in Kaufbeuren die Agenda 21-Arbeitskreise, die Idee wurde bereits 1992 geboren. In Kaufbeuren bildeten sich fünf verschiedene Runde Tische für 'Verkehr', 'Wirtschaft', 'Natur und Landschaft', 'Eine Welt' und 'Energie und Klimaschutz' heraus. Insgesamt müsse man für die Arbeit in den Agenda 21-Arbeitskreisen allerdings 'eine relativ hohe Frustrationstoleranz' haben, so Markian Huffschmid, Sprecher des Arbeitskreises Verkehr. Die einzelnen Projekte gingen manchmal langsam voran und man dürfe nicht gleich zu viel erwarten.