Bedauern schwang in fast allen Äußerungen von Gemeinderäten zum Thema Trauerwald mit. Dennoch stimmten bis auf drei Mitglieder des Gremiums alle dagegen, die Voraussetzungen für die Anlage 800 Meter südöstlich von Eisenbolz zu schaffen. Die Idee, hier einen der ersten Naturfriedhöfe Bayerns zu errichten, ist damit gestorben.
l Die Vorgeschichte: Im Juli 2009 stellt die Alt-Katholische Kirche Kempten ihre Pläne für das 3,16 Hektar große Waldstück in ihrem Besitz Bürgermeister Alexander Streicher vor. Bei einem Ortstermin versichert Kirchenvorstandsvorsitzender Hans Bauer, verschiedene Forderungen zur Erschließung zu erfüllen. Die Anlieger werden informiert. Am 19. Oktober 2009 stimmt der Gemeinderat dem Projekt zu. Im Dezember 2009 gibt es eine kontroverse Aussprache mit den Anliegern. Am 29. April findet ein Treffen im Landratsamt statt: Untere Jagdbehörde und Naturschutzbehörde lehnen das Vorhaben ab. Auch Anlieger und Jäger wenden sich gegen den Waldfriedhof.
l Die Argumente: Die untere Jagdbehörde am Landratsamt meint, dass das Grundstück mitten im Jagdgebiet liege, das als Austritts- und Äsungsfläche für das Rehwild von großer Bedeutung sei. Weil wegen jagd- und waldgesetzlicher Vorschriften in einem Friedhof nicht gejagt werden dürfe, könnten Abschusszahlen nicht eingehalten werden und es gebe mehr Schäden durch Wildverbiss. Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt hält das bei Eisenbolz bestehende Biotop und Artenschutzflächen mit Feuchtflächen für nicht geeignet. Die Bauleitplanung wiederum befürchtet Probleme in der Erschließung (Zufahrt, Parkmöglichkeit, womöglich entstünden eine Aussegnungshalle und Toiletten). Sie fordert eine fundierte, gutachterliche Prüfung von Alternativstandorten, es müsse also nachgewiesen werden, warum keine Alternativen möglich sind.
l Die Reaktionen:
Traudi Maurus: Die Bedenken des Landratsamts machen eine Realisierung des eigentlich schönen Projekts schwierig. Außerdem ist mir das Miteinander mit den Bewohnern von Eisenbolz wichtig.
Herbert Socher: Generell ist das eine gute Sache, die ich befürwortete. Aber die Einsprüche wie Zufahrtsprobleme und Verbot der Bejagung dort führen dazu, dass wir einen Schlussstrich ziehen müssen.
Clemens Krinn: Es kann doch nicht sein, dass für einen Waldfriedhof dieselben Gesetze gelten wie für einen innerörtlichen Friedhof. Dass dort das Jagen nicht erlaubt ist, ist klar. Für einen Trauerwald gibts keine Regelungen. Ich habe den Eindruck, dass die Altkatholiken sehr bereit sind, auf die Anlieger zuzugehen und Kompromisse zu schließen.
Bürgermeister Alexander Streicher: Ich kenne jeden Baum in unserem Gebiet, denkbare andere Standorte entsprechen nicht den Vorstellungen der Kirche von einem idyllischen Mischwald. Es müssten ein bestehendes Gesetz geändert und ein kostspieliges Gutachten zu Alternativstandorten finanziert werden - und dann wären die Anlieger immer noch dagegen. Sie wollen es einfach nicht.
Florian Babl: Seit Jahren wird die Anlage von naturnahen Mischwäldern forciert und dann soll gerade so ein sensibler Bereich wie bei Eisenbolz von der Bejagung ausgesperrt bleiben. Dann würde sich der Wildbestand erhöhen und die Verjüngung wieder einschränken. Es geht hier nicht um Jagdlobbyismus, sondern um Fakten.
Dieter Kulmus: Zwei Herzen wohnen in meiner Brust. Emotional bin ich für den Trauerwald, sachlich gibt es viele Punkte, die dagegen sprechen. Vielleicht gibt es ja anderswo eine gute Alternative.
Hans Bauer, Vorstandsvorsitzender der Alt-Katholiken Kempten (auf Nachfrage der AZ): Viele der genannten Gründe gegen den Standort kann ich nicht nachvollziehen. Eine Handvoll Anlieger fühlt sich halt in ihrer Ruhe gestört und will den Trauerwald nicht. Weil die Rückmeldungen aus der Bevölkerung aber so umfangreich und positiv sind, fühlen wir uns verpflichtet, im Allgäu einen Naturfriedhof zu schaffen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine geeignete Fläche finden.