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Wahl bekommt doch noch Würze

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Wahl bekommt doch noch Würze

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    Wegscheider erhält in letzter Minute Gegenwind ­ und siegt dennoch souverän Waltenhofen (raf). Unerwartete Würze bekam gestern die Bürgermeisterwahl in Waltenhofen: Amtsinhaber Robert Wegscheider (CSU), auf den 90,91 Prozent der gültigen Stimmen entfielen, sah sich aus heiterem Himmel zwei weiteren Bewerbern um den Stuhl des Rathauschefs ausgesetzt. Doch nur einer ­ der 41-jährige Oberdorfer Christian Kühnel ­ wollte dem Bürgermeister tatsächlich Paroli bieten. Wegscheiders vermeintlicher zweiter Kontrahent war dagegen das Opfer eines üblen Scherzes.

    'Mit diesem Ergebnis kann man durchaus zufrieden sein', kommentierte der 55-jährige Wegscheider ­ er lenkt die Geschicke Waltenhofens seit 1988 ­ kurz vor 19 Uhr den Ausgang der Wahl. Die größte Zustimmung erhielt der CSU-Mann im Ortsteil Hegge (99,14 Prozent). Die mit Abstand schlechtetes Quote fuhr er dagegen in Oberdorf ein (78,21). Dort stieß die kurz vor der Wahl verteilte Wurfsendung von Elternbeirats-Mitglied Christian Kühnel offenbar bei etlichen Bürgern auf fruchtbaren Boden.

    Mit der Wahlbeteiligung von lediglich 36,87 Prozent hatte der Amtsinhaber gerechnet, wie er gegenüber der AZ betont. Enttäuscht äußerte er sich dagegen darüber, dass fast zwölf Prozent der abgegegeben Stimmen ungültig waren ­ davon entfielen etliche auf Phantasiegestalten wie 'Anton aus Tirol'. 'Das sollte kein Denkzettel für mich sein, das war vielmehr ein Ulk der jüngeren Wähler', ist Wegscheider überzeugt.

    Kein Ulk, sondern eine 'Unverschämtheit, die strafrechtliche Konsequenzen haben wird', ist in Wegscheiders Augen dagegen der Wurfzettel von Christian Kühnel, in dem sich der 41-Jährige Bundeswehr-Offizier aus Oberdorf selbst zur Wahl vorschlägt. Kühnel kritisiert in dem Papier nicht nur die aktuelle Rathaus-Politik, er greift auch die 'Allmacht' des Bürgermeisters und den 'Machterhalt' der meisten Gemeinderäte an. Seine Forderung: Die Bürger sollten mit ihm zuammen dem 'Bayrischen Filz' Paroli bieten.

    'Dieser Zettel erfüllt teilweise den Tatbestand der Verleumdung', verweist der Wahlsieger auf eine Textpassage, in dem Kühnel die Rechtmäßigkeit der jüngst beschlossenen Erhöhung der Kindergartenbeiträge anzweifelt. 'Ich werde den Staatsanwalt einschalten', betont Wegscheider. Doch zuvor solle im Gemeinderat über eine Reaktion diskutiert werden. Ein übler Scherz war schließlich das 'Wahlplakat' eines 26-jährigen Landwirts, das Unbekannte über Nacht vor mehreren Wahllokalen angebracht hatten. Die Urheber werden im örtlichen Vereinsleben vermutet. Der Wahlsieger (im Bild mit Ehefrau Sieglinde) bei der Stimmabgabe: Robert Wegscheider erhielt bei der gestrigen Bürgermeisterwahl Waltenhofen 90,91 Prozent der Stimmen. Foto: Lienert

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