Von Michael Munkler Burgberg/Longyearbean - Longyearbean auf Spitzbergen ist nicht nur die nördlichste Stadt der Erde, sondern wohl auch eine der kältesten und nur per Schiff oder Flugzeug erreichbar. Der Oberallgäuer Bergwachtler Bernd Zehetleitner war auf der zu Norwegen gehörenden Insel, um dortige Bergretter und Hubschrauber-Besatzungen im Umgang mit Lawinenverschütteteten-Geräten zu schulen. 'Draußen im Gelände herrschte generelle Waffenpflicht', schildert Zehetleitner. Zu groß sei die Gefahr, von Eisbären angefallen zu werden. Heuer waren bereits fünf dieser oft äußerst aggressiven Tiere in der rund 2500 Einwohner zählenden Stadt gesichtet worden. Lawinenunfälle und auch Stürze in Gletscherspalten sind auf der zu zwei Dritteln mit ewigem Eis bedeckten Insel Spitzbergen mit nur 3000 Einwohnern häufig. Denn zumeist fahren die Menschen mit Schneemobilen, nur auf einer zehn Kilometer langen Straße verkehren Kraftfahrzeuge.
Arbeitsgebiet so groß wie Bayern Modernste Geräte zum Auffinden von Lawinenopfern wurden vom norwegischen Staat für die 20 Bergretter auf Spitzbergen angeschafft. Sie sind für ein Gebiet zuständig, das in etwa so groß wie ganz Bayern ist. Die jetzige Ausbildung war vom norwegischen Roten Kreuz und vom Staat in die Wege geleitet worden. Finanziell beteiligt hatten sich auch die Herstellerfirmen der Such- und Rettungsgeräte. Eine ähnliche Ausbildungswoche hatte Zehetleitner erst vor kurzem in Japan für dortige Bergretter durchgeführt.
Fast immer dunkel Unter anderem wurde geübt, mit Spezialgeräten große Flächen gezielt aus dem Helikopter nach verschütteten Lawinenopfern abzusuchen. 'Auf Spitzbergen ist der modernste Rettungshubschrauber der Welt stationiert', berichtet Zehetleitner. Erschwerend wirke sich für die Retter im Hochwinter allerdings die fast permanente Dunkelheit aus, berichtet der Bergwachtler. Diese mache natürlich auch beste Geräte dringend erforderlich.
Bis zu minus 40 Grad Hinzu kommt eine grimmige Kälte mit Temperaturen fast immer unter minus 20 Grad. Die Tiefstwerte liegen sogar 40 Grad unter null - immerhin sind es nur noch 1000 Kilometer von Spitzbergen bis zum Nordpol. Selbst im Juli beträgt die Durchschnittstemperatur nur etwa sechs Grad über dem Gefrierpunkt. Die aus dem Meer aufragenden eisbedeckten Gipfel Spitzbergens mit einer Höhe von bis zu 1717 Metern sind im Sommer immer wieder Ziel von Expeditionen. Auch diese Bergsteiger aus aller Welt profitieren von einem leistungsfähigen Rettungssystem mit 20 Bergwachtlern, darunter eine Frau. Die Allgäuer Bergwacht hatte vor einem Jahr für Schlagzeilen gesorgt, als Zehetleitner und sein Oberstdorfer Kollege Daniel Freuding nach dem Abgang einer Großlawine im Kaukasus die Opfer in den Schneemassen orteten und die Toten ausgruben.