Was Musiker vom deutschen Grand-Prix-Beitrag halten. Von Nicole Siebert Kempten Angeblich kennen ihn die meisten Deutschen. Und auch seinen Song mit dem zungenbrecherischen Titel 'Wadde hadde dudde da' ist schon lange ein Ohrwurm. Doch wie finden jene Stefan Raab, der heute Abend Deutschland beim 45. Grand Prix Eurovision de la Chanson in Stockholm vertritt, die normalerweise eher eine ganz Art von Musik vertreten?
'Eigentlich finde ich das Lied ganz witzig', sagt Wolfgang Heichele, Leiter der Sing- und Musikschule. Besonders, wenn man die Entstehungsgeschichte des Ohrwurms kenne. 'Angeblich hat Raab eine Frau im Park belauscht, die so mit ihrem Hund sprach', weiß Heichele. Diese Szene sei wirklich aus dem Leben gegriffen, hat der Musiker jetzt die Erfahrung gemacht und amüsiert sich heute mehr denn je, wenn er ähnliche Szenen selbst beobachtet. Musikalisch sei der Titel nicht schlechter, als der Großteil der anderen Rockmusik. Und so glaubt er auch nicht, dass das Lied mit dem Nonsens-Text vollkommen daneben liegt: 'Ich glaube der kommt damit ins vordere Mittelfeld', urteilt er.
Vollständig vom ersten 'wadde hadde' bis zum letzten Ton hat Eva Barath den Raab-Song noch gar nicht gehört. Schlager oder Popmusik sind auch gar nicht ihr Metier. Schließlich komponiert die Kemptenerin, die an der Musikschule Blockflöte unterrichtet, meist zeitgenössische Musik. 'Für mich ist das Musik vom anderen Stern', sagt sie, wundert sich gleichzeitig aber nicht über den riesigen Erfolg des Fernseh-Stars.
'Erfolg zu haben heißt ja nicht, dass etwas qualitativ wertvoll sein muss', sagt sie. Eine Chance auf eine Platzierung beim internationalen Schlagerwettbewerb schließt die Musikerin allerdings aus. 'Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Chancen hat.' Ob ihre Prognose eintritt wird Barath heute abend live nicht verfolgen. 'Als Kind habe ich das schon angeschaut, da sind damals aber Abba aufgetreten.'
Witzig und amüsant
Ebenfalls keine Chancen räumt Frank Müller, Dekanatskantor von St. Mang dem deutschen Beitrag ein: 'Die Jury wird wohl irgendwelche Kriterien bei der Punktevergabe ansetzen müssen'. Und die könne Raab sicher nicht erfüllen. Trotzdem findet der Kirchenmusiker das 'wadde hadde'-Lied witzig und amüsant: 'Das ist sicher nicht der Untergang des Abendlandes.'
Während Stadtkapellmeister Thomas Frasch dieser Art von Musik nur wenig abgewinnen kann und sie allenfalls amüsant findet, ist sein Nachwuchs von Stefan Raabs Blödel-Song begeistert: 'Meine Kinder finden das Lied cool.' Welchen Platz Raab sich heute Abend ersingen wird, kann er nicht sagen. Eines weiß er jedoch genau: 'Die Sendung schaue ich mit sicher nicht an.'