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Waalhaupten feiert

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Waalhaupten feiert

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    'armes Kirchlein' Am Sonntag Fest zur Grundsteinlegung vor 600 Jahren. Von Dietmar Ledel Waalhaupten Umringt von alten Linden, Buchen und Eichen birgt Waalhaupten ein kulturelles Kleinod: die Bergkirche St. Michael auf der östlichen Anhöhe des Ortes. Vor nunmehr 600 Jahren fand die Grundsteinlegung für das Gotteshaus statt ­ Anlass für die Pfarrei Waalhaupten, das diesjährige Kirchenpatrozinium mit einer Jubiläumsfeier zu verbinden. Zu dem Fest am kommenden Sonntag erwartet die Pfarrgemeinde Domkapitular Konrad Hölzl aus Augsburg.

    Als ehemalige Pfarrkirche St. Michael erhebt sich 800 Meter östlich von Waalhaupten auf einer Anhöhe das barockisierte Gotteshaus inmitten eines ummauerten Friedhofes. Vermutlich stand bereits im achten Jahrhundert an dieser Stelle eine heidnische Kultstätte. Später wurde dieser 'Donartempel' christianisiert und dem Kirchenpatron Michael, der als kriegerischer Heiliger die Heidengötter verdrängte, geweiht.

    Mündlich überliefert ist, dass einzelne Gehöfte zu dieser Zeit um die Kirche herum angesiedelt waren. Während der Bau um 1400 wohl romanisch war, wurde er Ende des 17. Jahrhunderts barockisiert. Der Waalhauptener Heimatdichter und Priester Peter Dörfler hat zahlreiche Legenden um 'das arme Kirchlein beim Dorfe' in seinem Buch 'Als Mutter noch lebte' zusammengefasst und beschrieben. So heißt es beispielsweise: 'Lange Zeit, bevor die Schweden ins Land gekommen waren, habe es im Dorfe gar schlimm ausgesehen', so der Dichter. 'Die Bewohner seien dem Übermut und der Üppigkeit verfallen, hätten zuviel Bier getrunken und das Gebet vergessen'.

    Laut Dörfler 'hielt nur das Kirchlein aus und hegte unseren Herrgott und die Schar der Engel'. Aus Gram und Enttäuschung über das menschliche Verhalten seien die Kirche und der Friedhof schließlich Richtung Osten auf den Höhenzug gewandert. Nur das Schluchzen und Schreien eines kleinen Kindes habe sie aufgehalten und sie hätten sich dann wohl dort niedergelassen, wo sie heute noch sind.

    Dörfler entdeckte 1901 an der Nordwand des Gebäudes spätgotische Fresken, die vermutlich aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen. Sie stellen einen riesenhaften Christophorus sowie den Zyklus einer Passionsgeschichte in drei Reihen übereinander dar. Die Besonderheit der Bergkirche ist des weiteren eine Klausnerwohnung im Turm. Zwischen 1750 und 1830 wohnten dort mehrere Eremiten. In der kleinen Klause gibt es heute noch einfache Möbel und einen Ofen. Man erzählt sich, der Klausner habe bei Gefahr 'Sturm gelitten' und die Bevölkerung gewarnt.

    Den Platz um die Kirche herum hat Peter Dörfler als das 'Schwäbische Himmelreich' beschrieben. Besonders bei schönem Wetter und beim Waldfest der Musikkapelle ist dieser Ort Ausflugs- und Erholungsstätte für viele Besucher. Die Generalrestaurierung in den 90er Jahren hatte zur Folge, dass zahlreiche kulturell und historisch Interessierte die Kirche besuchen.

    Als 'wertvolles Kulturgut' hegen die Waalhaupter Bürger ihr 'Bergkirchlein'. Ist doch St. Michael neben der Pfarrkirche 'Mater dolorosa' Hauptpatron von Waalhaupten und sowohl im Wappen der Musikkapelle als auch des Schützenvereines enthalten. Alljährlich feiert die Gemeinde das Patrozinium, Allerheiligen und die Waldweihnacht in der Bergkirche. Aber mehr und mehr gewinnt der Ort wegen seines Reizes auch bei Hochzeiten an Beliebtheit. Und wer sich für kurze Zeit in die Geborgenheit der alten Mauern zurückzieht, kann mit Peter Dörflers Gedanken den 'meilenweiten Weg von der Vergangenheit bis zum heutigen Tage' erleben und genießen.

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