Marktoberdorf/Ostallgäu (jth). - Krankenkassen weisen darauf hin, dass Eltern die Vorsorgeuntersuchungen ihrer Kinder beim Allgemeinarzt nicht immer ernst nehmen. Während ein Großteil der Säuglinge und Kleinkinder von Ärzten untersucht wird, gehen Jugendliche offensichtlich ungern zum Arzt. Gerade mal ein Viertel der Kinder im Alter von 14 Jahren im Freistaat lässt sich nach Angaben des Gesundheitsamts Marktoberdorf vorsorglich vom Arzt untersuchen. Damit die Quoten steigen, schreiben Kassen vermehrt Eltern an, um sie an die Untersuchungen ihrer Sprösslinge zu erinnern. Gesundheitsschäden können nach Angaben der Kassen vor allem dann schnell geheilt werden, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Für ein Kind sind ab der Geburt neun Vorsorgeuntersuchungen durch einen Allgemeinarzt vorgesehen, welche die Kassen bezahlen. Sechs davon finden bis zum ersten Lebensjahr statt. Der Rest sollte jeweils bis Ende des zweiten, vierten und sechsten Lebensjahres abgewickelt werden.
Schulleiter haken nach Eine Kontrollinstanz für die neunte Untersuchung sind die Grundschulen. Nach Angaben von Schulamtsdirektor Karl Happ wird bei der Einschreibung eines Kindes im Schülerbogen festgehalten, ob es an der neunten Untersuchung bei einem Arzt teilgenommen hat. Alternativ gelten auch Nachweise eines medizinischen Tests vom Gesundheitsamt, das in den Kindergärten Vorschulkinder untersucht. 'Sollte kein Nachweis der Untersuchung vorliegen, müssen die Schulleiter bei den Eltern nachfragen', berichtet Happ. Bestandteile der Untersuchung sind unter anderem ein Hör- und Sehtest sowie eine Analyse der körperlichen Entwicklung. Nach Angaben der AOK Kaufbeuren wird diese Untersuchung und jene im Alter von vier Jahren zu 'knapp 90 Prozent' bayernweit von den AOK-Versicherten wahrgenommen. Die Vorsorge-Termine zwischen dem vierten Lebensmonat und zweiten Lebensjahr sogar von über 90 Prozent. Diesen Zahlen stehen Angaben aus Hessen gegenüber, die besagen, dass 2002 nur gut die Hälfte aller Schulanfänger die Untersuchungen U1 bis U8 wahrgenommen hat. Besorgniserregend finden Krankenkasse derzeit vor allem die niedrige Quote bei der Untersuchung 'J1' im Alter von 14 Jahren. Gerade mal ein gutes Drittel der Schüler sucht seine Hausarzt dafür auf. Dies geht nach Angaben von Alfred Bauer von der AOK Kaufbeuren aus den Unterlagen seiner Kasse hervor. Nach den Worten von Dr. Johann Gundel vom Gesundheitsamt Ostallgäu sind die Quote bayernweit insgesamt noch niedriger. Angesichts der Tatsache, dass bundesweit bei fast jedem zweiten Kind eine gesundheitliche Störung festgestellt wird, mahnt Gundel, die Vorsorgeuntersuchungen ernster zu nehmen: 'Prävention ist ungemein wichtig.' Gundel betont, dass das Gesundheitsamt für die Vorsorgeuntersuchungen nicht zuständig sei. Früher habe es zwar Untersuchungen durch Gesundheitsämter an den Schule gegeben: 'Inzwischen hat man aber festgestellt, dass es viel sinnvoller ist, wenn ein Arzt die Entwicklung eines Kindes über Jahre beobachten kann.' Angesichts der schlechten Untersuchungs-Quoten sind einige Krankenkasse dazu übergegangen, Eltern Erinnerungsschreiben zu senden. Darin werden sie rechtzeitig auf die kostenlosen Untersuchungen hingewiesen. 'Das Geld für die Erinnerungsschreiben ist gut investiert', sagt Alfred Bauer von der AOK. Sein Kollege Manfred Hirlemann von der DAK weist darauf hin, dass bei einem geplanten Bonus-Modell, künftig jene Vorteile in Form von Geld- oder Sachleistungen haben werden, die sich vorbeugend untersuchen haben lassen.