Scheidegger Fasnachtsumzug lockt 12 000 Besucher an Scheidegg (sen). Egal ob schaurig-gruselig oder närrisch-fröhlich: Die Masken und Kostüme der mehr als 3000 Hästräger und Musikgruppen beim traditionellen Fasnachtsumzug der Narrenzunft Scheidegg waren sehenswert. Bei milden Temperaturen verfolgten rund 12000 Zuschauer den farbenprächtigen Umzug mit mehr als 70 Zünften auf seinem zweistündigen Zug durch die Straßen der Marktgemeinde. Der alljährliche Motivwagen des Heimat- und Theatervereins Scheidegg nahm heuer den geplanten und umstrittenen Campingplatz unterhalb des Freibades aufs Korn.
'Camping der Extreme macht dem Freibad Probleme' oder 'Scheidegg - offen für alles. Swinger-Camping am Freibad': Der Motivwagen des Heimat- und Theatervereins Scheidegg bringt den derzeitigen Disput zwischen Befürwortern und Gegnern des geplanten Campingplatzes mit griffigen Parolen auf den Punkt. Die Befürchtung, dass die zukünftigen Camper nicht nur an der reizvollen Landschaft Gefallen finden würden, sondern auch an der schönen Nachbarin, findet ihren närrischen Niederschlag in einem kleinen 'Swinger-Zelt.' Wesentlich harmloser machen die Kinder der Scheidegger Grundschule auf sich aufmerksam. Ein Leiterwagen voller Bonbons wird von phantasievoll maskierten Schulkindern unter den Besuchern verteilt. Die als 'Spinnenmädchen' verkleidete Erstklässlerin Johanna Keck beweist dabei große Standhaftigkeit. Obwohl die Versuchung, sich aus dem süßem Vorrat selbst zu versorgen, sicherlich groß ist, bringt sie die Naschsachen tapfer unters Narrenvolk. Allerdings verhindern auch die wachsamen Blicke des als Hexe maskierten Schulleiters Hermann Faulhaber einen unvorsichtigen Griff in die süße Schatztruhe. Auch die heimische Plattler-Jugend hat sich dem närrischen Treiben verschrieben. Mit selbstgenähten 'Schnappi'-Krokodils-Kostümen ziehen die Buben und Mädchen des Trachtenvereins durch den Ort. Dichtgedrängt stehen die Besucher des närrischen Spektakels an den Straßenrändern, als exakt um 13.31 Uhr Kanonier Johannes Dudichum ('Ich habe eine Funkuhr, da kann nichts schief gehen.') mit drei Böllerschüssen den Fasnachtsumzug auf die Strecke bis zum Kurhaus schickt. Aber auch schon Stunden zuvor war die Marktgemeinde Scheidegg fest in der Hand der Narren und Hästräger. 'Wir sind um neun Uhr in Lauingen abgefahren und haben jetzt fast zweieinhalb Stunden Fahrt hinter uns', erzählt eine Hexe der Lauinger Narrenzunft Laudonia, als sie kurz vor halb zwölf aus dem Bus aussteigt. Auch die Gastzünfte aus Freiburg, Neuhausen bei Stuttgart und dem badischen Rheinfelden sind bereits frühzeitig da, um sich an der herrlichen Winterlandschaft zu erfreuen: 'Ihr habt es wirklich schön hier' ist an diesem Tag ein oft gehörtes Kompliment. Nicht ganz so weit hatte die Narrenzunft Wolfsrudel aus Maierhöfen zu fahren. Die bepelzten Gestalten haben ihre schaurigen Wolfssfratzen noch locker um die Schultern hängen und genehmigen sich am Abmarschplatz noch etwas zum Trinken. Auf seinem Weg durch die Dorfstraßen wird der Narrenzug vom Scheidegger Narrenbüttel angeführt, dem die Träger des 'Käsmolle-Ordens' - darunter auch Bürgermeister Georg Schmid - und der Scheidegger 'Isbär' folgen. Während zwischen Hästrägern und Zuschauern Narrenrufe ausgetauscht werden, Konfetti- und Süßigkeitenregen auf die kleinen Zuschauer niederprasselt, erfreut sich der Großteil der Zuschauer auch an den Darbietungen. Viele Zünfte zeigen Hexentänze, einen Hexenlift oder eine Hexenpyramide.