Letztes Geleit für Weiler-Simmerbergs Ehrenbürger Dr. Wagner Weiler-Simmerberg (ado). Unter der Anteilnahme Hunderter Trauergäste wurde gestern der erste und bisher einzige Ehrenbürger des Marktes in Simmerberg zu Grabe getragen. In den Reden wurden das Pflichtbewußtsein, die Besonnenheit, die Hilfsbereitschaft und die Schaffenskraft von Dr. Georg Wagner hervorgehoben.
Wagner, 1918 während des Krieges am Hausbachufer geboren, musste nach dem Abitur 1937 in Dillingen und dem Beginn des Medizinstudiums zur Wehrmacht. 1944 heiratete er seine Frau Inge (99 gestorben), mit der er 1946 nach Simmerberg zog und eine Landarztpraxis eröffnete. Wie Geistlicher Rat Rudolf Sinz bei der heiligen Messe sagte - die vom Kirchenchor Simmerberg stimmungsvoll untermalt wurde - , war Wagner auch nach Aufgabe der Praxis und dem Umzug in die Heimat seiner Frau, nach Tutzing am Ammersee, mit dem Herzen immer in seiner Heimat. Die politischen Repräsentanten des Marktes und des Landkreises erwiesen Dr. Georg Wagner die letzte Ehre. Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph berichtete von einem eigenen Erlebnis aus der Kindheit: als er voller Angst mit gebrochenem Fußgelenk ins Behandlungszimmer trat, nahm ihm Dr. Wagner 'geduldig, besonnen und mit sanftem Unterton in der Stimme' diese Angst. 'Er war ein Arzt, der Zuhören konnte', ein Ratgeber in allen Bereichen. Nicht zuletzt deshalb wurde er sowohl in den Rat im Simmerberg (52 bis 66) als auch später in den Gemeinderat Weiler-Simmerberg (72 bis 84) gewählt, wo er als 2. und als 3. Bürgermeister wirkte. Für die Priesterlaufbahn ausersehen, entschied er sich für den Beruf des Landarztes, 'der für ihn stets Berufung war, um somit auf andere Weise den Menschen vorbildhaft zu dienen', so Rudolph. Wagner erhielt Auszeichnungen wie die kommunale Verdienstmedaille, das Bundesverdienstkreuz und das Ehrenbürgerrecht aufgrund seiner Verdienste um das Gemeinwesen und seines rastlosen Einsatzes als Arzt für die Mitbürger. Vertreter der Wassergenossenschaft, der Sportgemeinde, der Soldatenkameradschaft und des Roten Kreuzes bezeugten mit ihren Ansprachen einhellig die große Schaffenskraft des Verstorbenen, ob als Vorsitzender, einfaches Mitglied oder als Bereitschaftsarzt. Von allen genannten Organisationen hatte er dafür schon vor langem hohe und höchste Auszeichnungen erhalten. Von allen Seiten wurde die Liebenswürdigkeit, die Tatkraft, der Mut, das Fachwissen und die ruhige Art, aber auch der Humor von Dr. Georg Wagner angesprochen. Mit seinen umfassenden Beiträgen zum Heimatbuch, den Chroniken des Marktes und der Pfarrei Simmerberg sowie der Geschichte des früheren Krankenhauses und späteren Pflegeheims Rothach, für das er sich stark gemacht hatte, schuf der Geschichtsliebhaber bleibende, heimatkundliche Werte. Erst ein Augenleiden in den letzten Jahrenerschwerte dem Ehrenbürger die Teilnahme am öffentlichen Leben. Ein bewegender Moment, als sich die 18 Fahnen der Abordnungen örtlicher Vereine senkten, Böllerschüsse durchs Rothachtal hallten und die Musikkapelle Simmerberg die Herzen beim Abschiednehmen rührte.