Als eines der bedeutendsten Ereignisse in der Dorfgeschichte Martinszells gilt die Verleihung des Marktrechts. Am 6. Februar 1485 kam Kaiser Friedrich der III. der Bitte des Fürstabtes Johannes von Riedheim nach, Martinszell mit diesem Recht auszuzeichnen. Der traditionelle Jahrmarkt in Martinszell erinnert Jahr für Jahr an das historische Geschehen, weiß Waltenhofens Ortsheimatpfleger Björn Willems.
Schon viele Jahre vor der Verleihung des Marktrechts sind geistliche Besitztümer vom Stift Kempten einverleibt worden, so auch die Kirche St. Martin zu Martinszell. Der Gebietszuwachs durch eine Vielzahl von Güterkäufen brachte jedoch nicht nur die erwünschten macht- und finanzpolitischen Vorteile, sondern stellte das Stift Kempten vor Verwaltungsprobleme, weiß Willems: "Für den Abt wurde es immer schwieriger, in den neuen, abgelegenen Besitztümern die Kontrolle über Recht und Frieden zu wahren."
Allmählich nahmen einzelne Dörfer, so auch Martinszell, eine bevorzugte Stellung ein.
Willems: "Wenn an Sonn- und Festtagen die Bauern aus der Nachbarschaft ins Dorf kamen, dann erstanden sie bei den Handwerkern den einen oder anderen Gebrauchsgegenstand." Aus solchen gelegentlichen Käufen entwickelte sich mit der Zeit ein regelrechter Marktverkehr. "Dies konnte dem Abt mehr als recht sein, denn er hatte durch den Marktzoll seinen eigenen finanziellen Vorteil," erläutert Willems. Im Gegenzug habe der Abt dafür gesorgt, dass jeder, der den Markt besuchte, auf dem Hin- und Rückweg und im Marktort selber, gegen Gewalt und Störung abgesichert war.
Was bedeutete das Marktrecht? In der Verleihungsurkunde gestattete der Kaiser dem Abt (Johann von Kempten) in Martinszell jährlich zwei Jahrmärkte abzuhalten. Alle Besucher sollten jegliche Rechte, Gnaden, Freiheiten, Frieden, Geleit, Schutz und Schirm genießen, wie sie bei den Märkten der umliegenden Orte üblich waren. Auch noch 525 Jahre nach diesem fürs Dorf herausragenden Ereignis erinnert ein regelmäßig im Herbst abgehaltener Händlermarkt an die einst bedeutende Stellung Martinszells.
Musikkapelle sorgt für Stimmung
Am morgigen Samstag, den 25. September, ist es wieder so weit. Zahlreichen Fieranten und regionale Firmen bieten ihre Produkte an, zudem gibt es den traditionellen Viehmarkt. Örtliche Vereine präsentieren sich, organisieren eine Pflanzentauschbörse und übernehmen die Bewirtung.
Die Musikkapelle Martinszell sorgt von 11.30 bis 15 Uhr für Stimmung - anschließend spielt das "Hölltobel Trio" bis in die Abendstunden. Die Jugend trifft sich ab 18 Uhr im Musikzelt. (az)