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Vor 50 Jahren: Rettung am Eiger war eine Sensation

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Vor 50 Jahren: Rettung am Eiger war eine Sensation

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    Kempten | mun | Genau 50 Jahre ist es her, dass drei Allgäuer Bergwachtmänner an einer der wohl spektakulärsten Rettungsaktionen in der Eiger-Nordwand (Berner Oberland) beteiligt waren: der Kemptener Martin Weixler, der inzwischen verstorbene Emil Proksch (Kempten) und Hubert Bail aus Memmingen. Für Weixler, heute 83 Jahre alt und noch ausgesprochen rüstig, war es sein international am meisten beachteter Einsatz. Denn sämtliche Zeitungen und Radiosender schenkten der Eiger-Tragödie und der Rettung seinerzeit größte Aufmerksamkeit.

    Der bekannte oberbayerische Bergrettungsspezialist Ludwig Gramminger hatte sich am Freitag, 9. August 1957, telefonisch bei Martin Weixler in Kempten gemeldet. Er wollte den damals 33-jährigen Allgäuer Bergwacht-Ausbildungsleiter sowie Emil Proksch aus Kempten und den Memminger Hubert Bail mit zur Rettung an den Eiger nehmen. Dort galten zwei deutsche und zwei italienische Alpinisten als vermisst - bei äußerst widrigen Wetterverhältnissen. Wenige Stunden später war die Mannschaft aus Bayern schon unterwegs nach Grindelwald im Berner Oberland, wo sie spät in der Nacht eintraf.

    Am nächsten Morgen stiegen die oberbayerischen und die Allgäuer Retter über den Westgrat zum fast 4000 Meter hohen Eigergipfel auf. Die folgende Nacht verbrachten sie in einer Schnee-Biwakhöhle. Die Allgäuer galten als Spezialisten einer neuartigen Stahlseil-Rettungsmethode, die sie in den heimischen Bergen geübt und weiterentwickelt hatten.

    500 Meter Stahlseil

    Insgesamt 500 Meter Stahlseil hatten die Retter auf den Eiger-Gipfel geschleppt, wo am Morgen des 12. August mit der eigentlichen Bergung des rund 350 Meter unterhalb des Gipfels in der Nordwand hängenden Italieners Claudio Corti begonnen werden konnte. Am Stahlseil ließ sich der Münchner Bergwachtler Alfred Hellepart hinunter in die Wand.

    Lange dauerte es, bis er Corti in der Steilwand entdeckt hatte. Dieser rief nach einer Zigarette und nach Schokolade. Er war erschöpft und hatte seit dem Einstieg mit seinem Seilkameraden Stefano Longhi acht Tage zuvor bei Wetterstürzen und Schneefall 'Augenblicke der Hoffnung und Verzweiflung' erlebt, wie er später berichtete.

    Schwieriger Abtransport

    Nachdem Hellepart in einer fast übermenschlichen Leistung den italienischen Bergsteiger am Stahlseil auf den Gipfel gebracht hatte, kümmerten sich um Corti zahlreiche Helfer. Die Retter, darunter die besten Bergsteiger aus mehreren Ländern, begannen noch am selben Tag mit dem Abtransport von Corti - über steile Eisrinnen und Felsabsätze den Eiger-Westgrat hinunter. Der Italiener überlebte als einziger die Eiger-Tragödie. Mit dessen Seilgefährten Longhi hatten die Bergwachtler zum letzten Mal am 11. August Rufkontakt: 'Fame, freddo' - Hunger, kalt.

    Doch die Rettung aus der unzugänglichen Wandstelle war unmöglich. Als makabre Attraktion hing die Leiche für die sensationshungrigen Fernrohr-Touristen auf der Kleinen Scheidegg noch bis 1959 in der Wand.

    Dann wurde der Leichnam in einer schwierigen Rettungsaktion von Schweizer Bergwachtlern geborgen. Die Leichen der beiden deutschen Bergsteiger, Günther Notdurft und Franz Mayer, fand man erst vier Jahre später. Im Kemptener Alpinmuseum erinnert die seinerzeit verwendete Seilwinde an die Eiger-Tragödie vor 50 Jahren.

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