Ein Blick in die 303 AZ-Ausgaben dieses Jahres erinnert an 'Promis' und andere. Von Reinhold Löchle Marktoberdorf/Ostallgäu Das wär´s wieder. Morgen früh wird die 303. AZ-Ausgabe dieses Jahres in den Briefkästen unserer Leserinnen und Leser liegen. Kaum ein Tag verging, an dem wir nicht über eine Ehrung, eine Auszeichnung, einen runden Geburtstag, über eine Verabschiedung, über bekannte oder bislang unbekannte Menschen berichteten. Keine Chance, all die 'Promis' und andere in unserem Rückblick 'Köpfe des Jahres 1999' unterzubringen. Unsere kleine Auswahl soll wenigsten an einige Preisträger, 'Einsteiger' und 'Aussteiger' sowie an besonders hilfsbereite und erfolgreiche Menschen aus der Region erinnern.
So zum Beispiel an Roman Nieberle. Er nahm teil an 'Jugend forscht' und bewies, dass er eine echte 'Leuchte' ist: Der Marktoberdorfer Schüler erfand eine Sparlampe. Nur wenige Menschen aus der Region dürften sich noch an Günter Blobel erinnert haben bis das Gesicht des heute in den USA lebenden Wissenschaftlers auf den Fernsehbildschirmen auftauchte: Der ehemalige Medizinalassistent am Obergünzburger Krankenhaus erhielt den Medizin-Nobelpreis. Runde Geburtstage gab es in diesem Jahr en masse zu feiern. Zu den Jubilaren zählte auch Marktoberdorfs Alt-Bürgermeister Franz Schmid. Der 75-Jährige lebt zwar eher zurückgezogen, ist aber vor allem als Kunstmäzen noch äußerst aktiv. Nicht nur die Dr. Geiger-Kunstgalerie ist untrennbar mit seinem Namen verbunden.
Bella Italia: Im Land, wo die Zitronen blüh\'n, konnten Timo Müller (Gymnasium), Pao Chi Kit (Hauptschule Marktoberdorf) und Thomas Wenzl (Realschule) gratis Urlaub machen. Vor den Spaß hatten die Götter allerdings den Schweiß gesetzt: Die drei Muster-Schüler zeigten bei den Prüfungen, was in ihnen steckt, und erhielten als die Besten der Abschlussklassen vom Rotary Club Marktoberdorf und der Stadt Cesenatico/Italien einen Badeurlaub spendiert. Eine gute Gelegenheit, die prüfungserhitzten Köpfe abzukühlen.
Schulschluss-Gong auch für Arthur Groß: Er zählt zu den Lehrern, die heuer als Pensionäre dem Marktoberdorfer Gymnasium Adieu sagen konnten. Zitieren wir an dieser Stelle Gymnasium-Direx Klaus Romberg, der zum Abschied von Groß sagte: 'Er war für die gesamte Schule immer der Motor des musischen Gymnasiums'. Der Unterricht bei ihm seien 'Stunden der Menschenbildung' gewesen. Langweilig dürfte es dem langjährigen Musiklehrer und Chorleiter (u. a. Carl Orff Chor) nicht werden: Momentan bringt er die Stimmen von Jesus, Jünger und anderen bei den Oberammergauer Passionsspielen in die richtige Tonlage. Manfred Beulecke steht zwar wie eh und je auf der Empore der Thalhofener Kirche, aber nicht mehr wie früher als Dirigent, sondern 'nur' noch als Sänger. 40 Jahre leitete der Musik- und Italienfreund, der schon zusammen mit den 'Thalhofener Buebe' vor Ur-Kanzler Konrad Adenauer musiziert und gesungen hat, den Thalhofener Kirchenchor. Diesen gab Beulecke, der auch 40 Jahre Leiter der Thalhofener Volksschule war, jetzt an Mathias Jannetti ab.
'Sofi' war zweifellos in diesem Jahr die meistbewunderte Erscheinung: Einige Minuten lang im August versteckte sich die Sonne ganz hinter dem Mond. Kaum jemand ließ sich dieses sonnen-finstere ('Sofi') Jahrtausend-Erlebnis entgehen. Karin Antoni bringt Sonne in so manches Kinderherz: Die 22-jährige Marktoberdorferin steht seit drei Jahren hilfsbedürftigen Flüchtlingskindern in Sarajewo zur Seite. Vom Krieg gebeutelten Menschen zu helfen, ist auch ein Anliegen des Pfeifenclubs Bidingen. Dessen Mitglieder fuhren mit einem Laster, vollbepackt mit Spenden, in den Kosovo. Unterstützung erhielt der Club von anderen Bidingern und Firmen. Große Klasse!
Bestürzung und Trauer herrschte in Marktoberdorf über den Tod von Siegfried Lipp. Der allseits geschätzte und beliebte Malermeister, Unternehmer und Stadtrat der Freien Wähler starb im Alter von 50 Jahren. Für ihn rückte Hubert Schmid in die FW-Stadtratsriege nach. Stadtrat Dr. Hermann Seiderer ist jetzt gewissermaßen 'König' der Bayern(treuen): Er übernahm vom bisherigen Landesvorsitzenden der Bayernpartei, Hubert Dorn, den Thron, sprich Vorsitz, der Weiß-Blauen. Wer Seiderer kennt weiß aber, dass dieser nun nicht im weiß-blauen Himmel schwebt, sondern weiter an der Basis für seine Sache kämpft.
Abschied nehmen hieß es für Pfarrer Anton Söros. Er ging in seine Heimatdiözese in Kroatien zurück. Über drei Jahre war Söros seelsorgerisch in Günzach tätig und erwarb sich in dieser Zeit viel Sympathie. Interimsnachfolger wird Ryszard Milewski. Wechsel auch in den Pfarreien Altdorf und Biessenhofen: Dort sorgt sich nun Pfarrer Gerhard Lederle, der zuvor in Kaufbeuren wirkte, um die Schäflein. Sein Vorgänger war Pfarrer Josef Meggle. In Ronsberg trat Pfarrer Erwin Zwickel in den Ruhestand. Seine bisherige Pfarrei betreut nun Pfarrer Erwin Reichart aus Ebersbach mit.
Ob Tanja Schwind in ein paar Jahren noch Hamburger mag? Die Aitrangerin bekam bei einem Gewinnspiel 'lebenslänglich': Die junge Frau kann sich nun ihr ganzes Leben lang kostenlos bei einer amerikanischen Frikadellen-Kette Hamburger bestellen. Guten Appetit!
An dieser Stelle mit der Aufzählung der Sport-Stars der Region zu beginnen, würde schlichtweg den Rahmen sprengen. Beschränken wir uns auf einen Mann, der sich mit fremder Niere mit echtem Lorbeer schmücken kann: Rudolf Hirschka. Der Leuterschacher gewann bei der Weltmeisterschaft der Organ-Transplantierten in Budapest dreimal Bronze.
Wenn wir gerade bei Edelmetall sind: Mit Applaus ist Monika Schubert schon oft überschüttet worden. Jüngst erhielt die 'mobile'-Chefin, Künstlerin, Regisseurin . . . auch eine öffentliche Auszeichnung: Die Stadt Marktoberdorf verlieh ihr die Genovefa-Brenner-Medaille und würdigte damit die Verdienste von 'Frau Bantele' um das künstlerische Leben in der Kreisstadt. Auch Axel Maaß wurden städtische Ehren zuteil, wenngleich er nur eine Art 'Brenner'-Medaille erhielt: Weil er seine Pellets-Heizung mit gepressten Holzstückchen füttert und damit ökologisch-vorbildlich Wärme verbreitet, wurde er mit dem Umweltpreis der Stadt prämiert.
Und gleich noch zwei Preise: Beim Schwäbischen Jugendfilmfest ´99 wurde dem Marktoberdorfer Moritz Vodermeier für seinen Streifen 'Schlafe gut' der Publikumspreis zugesprochen. Einmal sprachlos in seinem Leben war Sigi Huttner: Dieser ging als Berichterstatter unserer Zeitung zum Mundartabend des Mundartkreises Ostallgäu und kehrte als Preisträger nach Hause. Die Jury verlieh ihm ohne 'Vorwarnung' den 'Korbinian'-Preis und würdigte mit dieser Auszeichnung Hutters Wirken als Schauspieler und Regisseur sowie seine journalistische Begleitung der Mundart-Freunde.
Für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen hat sich in Marktoberdorf über Jahre hinweg Alfred Müller eingesetzt, zwölf Jahre lang leitete er die städtische Musikschule. Nun wechselte er nach Kempten. Sein Nachfolger ist der Füssener Robert Maul. Für Schlagzeilen sorgte Johnny Ekkelboom. Der Dirigent wollte das Marktoberdorfer Jugendblasorchester verlassen, weil seine finanziellen Erwartungen nicht erfüllt wurden. Nun macht er aber doch weiter.
Jeanette Blochum, Marktoberdorfer 'Hirsch'-Wirtin im Ruhestand, kennt keinen Müßiggang. Und der Kreisverband der Heimkehrer weiß, was er an dieser Frau hat. Seit 1996 sitzt die Marktoberdorferin im Vorstand des Verbandes, seit kurzem ist sie gar dessen 'Chefin'. Damit dürfte Jeanette Blochum zu den ganz wenigen Frauen in dieser Republik zählen, die einen Heimkehrerverband führen.