Dr.Hans-Gerhard Koch hat reiche Verwandte. Als sich der Fürther Pfarrer mit ihnen über die Bedeutung des Geldes unterhielt, war schnell klar, dass sie ihr Vermögen nicht aus Gründen der Altersvorsorge anhäufen. "Dann müssten sie ja 200, 300 Jahre alt werden." Und im Gespräch bestand auch bald Einigkeit darüber, dass sich die Kinder selbst etwas erarbeiten sollten. "Am Ende war klar, dass es nicht ums Geld, sondern um die Geltung geht." Reichtum also als Wegbereiter für eine herausragende Rolle in der Gesellschaft.
"Hymnus auf die Bankiers"
Am Freitagabend wurde im Bonhoeffer-Haus die Frage erörtert, ob wir zu "Sklaven des Geldes" geworden sind. Unfreiheit also durch das Streben nach einem immer pralleren Bankkonto? Am Anfang dieses Abends, der zum Veranstaltungsreigen anlässlich der Freiheitspreis-Verleihung gehörte, standen markige Worte. Der evangelische Dekan Kurt Kräß als Moderator trug den "Hymnus auf die Bankiers" von Erich Kästner vor. Darin heißt es unter anderem: "Sie säen nicht. Sie ernten bloß. Und schwängern ihr eignes Geld."
Nicht nur zu Kästners Zeit wurde über Banker geschimpft, auch durch die aktuelle Finanzkrise stehen sie am Pranger. Doch der Wirtschaftsjournalist Caspar Dohmen riet dazu, auch einmal seine eigene Position zu überdenken: "Jeder hängt drin in diesem Finanzsystem.
" Wenn ein Kunde sein Geld so gewinnbringend wie irgend möglich bei einem Fonds oder einer Direktbank anlege, "handelt er in gleicher Logik wie die Manager, denen man es heute zum Vorwurf macht".
"Große Abhängigkeit"
Er wolle nicht davon sprechen, dass der Mensch zum Sklaven des Geldes geworden sei, sagte Dr.Heinz Ahrens, früherer Geschäftsführer bei Kässbohrer. "Aber wir sind in eine große Abhängigkeit gekommen." Er ging auf die Architektur des Wirtschaftssystems ein und monierte: Die Finanzwirtschaft solle eigentlich der Realwirtschaft (siehe Info-Kasten) dienen, "aber das Verhältnis wurde genau umgekehrt". Wenn die Deutsche Bank eine Rendite von 25 Prozent als Ziel ausgebe, "geht das nur mit spekulativem Handel. Diese Wege haben uns ins Unglück gestürzt".
Für Journalist Dohmen ist noch keineswegs absehbar, welche gesellschaftlichen Entwicklungen die globale Finanzkrise nach sich ziehen wird: "Die Frage ist, ob wir das alles demokratisch und halbwegs friedlich geregelt bekommen." Ein Besucher der Podiumsdiskussion forderte, die Bürger stärker in die finanzpolitischen Prozesse einzubinden. Er hielt ein Plädoyer für mehr Basisdemokratie und stellte die Frage: "Wann gibt es eine Volksabstimmung über Währungspolitik?"