Es wird Morgen an irgendeinem Ort in Deutschland. Das geschäftige Treiben in einer Fußgängerzone nimmt seinen Lauf. Menschen begegnen oder ignorieren sich, erzählen einander oder verschweigen etwas, entdecken Fremdes oder Altbekanntes. In 40 kleinen Episoden und zweieinhalb Stunden erzählt "(k)ein Tag wie jeder andere" Geschichten und Erlebnisse, die jeden Tag passieren könnten - oder eben nur an diesem Einen. Mit diesem Stück feierte die Heimenkircher Theatergruppe "Kulisse 21" eine überzeugende Premiere.
Fantasien mit Hansi Hinterseer
Es sind Szenen, die fast alle Klischees über menschliches Zusammenleben aufzeigen, kommentieren und parodieren. Da gibt es einmal die Yoga-Gruppe, allen voran ihre sächsische Leiterin, die gerade in dem Moment von einem "Seckel" (Tobias Engenhorst) gestört wird, als sie ihre Mitte findet. Oder die prüde, junge Frau (Ursula Kempter), die aufgrund ihrer unkeuschen Fantasien mit Hansi Hinterseer, inspiriert durch Rosamunde Pilcher- Filme, regelmäßig zur Beichte geht. Eine andere Szene bedient sich eines imaginären Hundes, seiner leicht verwirrten Besitzerin (Anja Kronenberg) und einer Frau, die gebeten wird, diesen mal eben zu halten.
Maria Lindl spielt die Beklemmtheit, die man angesichts einer Drahtleine ohne Hund, aber mit Halsband empfindet, mit einer überzeugender Mimik - ohne Worte. Auch Laurenz Lerch verkörpert seine jungen, aufmüpfigen Rollen in lauter und authentischer Manier.
Zwei Paraderollen ziehen sich durch das gesamte Stück: Angela Feßler als zugezogene Hamburgerin "Clothilde", die in ihrer neuen Heimat und mit bestem norddeutschen Akzent einen "strammen Kerl" sucht - vorzugsweise ihren Allgäuer Bekannten (Siegfried Kistler), der allerdings auch nicht mehr ganz der Jüngste ist und beim Bayern-München-Spiel gerne mal einen über den Durst trinkt - eine Szene, die wohl auch ohne Text die meisten Lacher im Publikum erntete. Am Stück wirkten auch sechs Mitglieder des 2009 gegründeten Kinder- und Jugendtheaters "Fabula" mit.
Tragische Komik
Es sind alltägliche Situationen und Rollen, die Renate Biesenberger da mit ihren 13 Schauspielern auf die Bühne bringt. Mindestens eine dieser Situation kennt man oder kann sich sogar mit ihr identifizieren. Dabei wird die manchmal tragische Komik, die diese Alltagsbeobachtungen implizieren, in jeder einzelnen Szene deutlich.
Seit April 2009 entwickelten sich die Ideen aus der Gruppe heraus und waren zunächst einmal Stegreifstücke, erzählt Angela Feßler. Renate Biesenberger verband das alles zu einem herrlich komischen und unterhaltsamen Theaterstück, dem man nicht auf den ersten Blick anmerkt, dass alle Schauspieler absolute Anfänger sind.