Von Siegfried Hasler, Mindelheim/Unterallgäu - 'Der Schreiner übt einen der Urberufe aus, denn mit Holz geht der Mensch von Anfang an um.' Der Memminger Heimatpfleger Uli Braun hob die Bedeutung dieses Berufsstandes beim Jubiläum '100 Jahre Schreinerinnung Memmingen-Mindelheim' im Forum der Frundsbergstadt aus den Spänen der Vergangenheit besonders hervor. Obermeister Franz Wöhrle (Babenhausen) ehrte die besten Gesellen des Jahrganges. Der erste Preis ging an Klaus Watzlawik, Schwaighausen, der zweite Preis an Roman Bosacki, Markt Rettenbach und der dritte Preis an Tobias Huber, Gronau. Nicht nur als Heizmaterial habe das Holz schon den Steinzeitmenschen gedient. Das Holz stehe am Beginn des Lebens (Wiege) und am Ende (Sarg). Dazu komme, so Uli Braun, das Dach über dem Kopf und der Holzkahn für die Bewegung auf dem Wasser. Holz, so resümierte der Heimatpfleger, habe den Menschen von Anfang an begleitet, und er habe es nicht nur zur Erzeugung von Wärme benützt, nicht nur für seine Gebrauchsgegenstände verwendet, sondern es auch kunstvoll bearbeitet. Braun: 'Aus Holz schnitzt vor allem der mittelalterliche Mensch die Figuren, die uns heute noch so begeistern: das Kruzifix, Maria mit dem Kind, die Heiligen, die für die damaligen Menschen nicht nur Kunstgegenstände waren, sondern wirklich anbetungswürdige Stücke, nicht nur Kunstgeschichte, sondern erlebte Heilsgeschichte, für die damaligen Menschen also ein Werkstoff, der zum täglichen Leben gehörte.' Und so komme es, folgerte Heimatpfleger Braun, dass der Schreiner, sein Beruf und seine ihm nahe stehenden Zweige, wie Zimmerleute, Tischler, oder die Leute, die den Rohstoff Holz beschafften (Förster und Waldarbeiter), von Anfang an ehrenwerte Berufe seien.
In der ersten Linie So stünden die Schreiner in der ersten Linie der Handwerker und sie spielten im Konzert der Handwerksmeister- und -gesellen bis heute eine wichtige Rolle. Der Heimatpfleger würdigte anschaulich die politische Rolle in der kreisfreien Stadt Memmingen und im Raum Mindelheim. Abschließend ging er auf die jüngste Geschichte der Innung ein. Bei der Versammlung am 18. Oktober 1968 sei der Fusionsbeschluss von Stadt (Memmingen) und Land gefasst worden. Am 1. Januar 1969 hätten sich die beiden Schreinerinnungen Memmingen und Mindelheim vereinigt. Der erste gewählte Obermeister der Schreiner-Innung sei Alois Hoyer aus Mindelheim gewesen. Nach seinem tragischen Tod trat der Mindelheimer Martin Hirle in seine Fußstapfen. Nach ihm sei Franz Wöhrle aus Babenhausen zum Obermeister gewählt worden. Noch heute, nach 16 Jahren in diesem Amt, stehe er an der Spitze der Innung. Nicht nur der Heimatpfleger, sondern auch die Vorstandskollegen der Innung gratulierten dem umsichtigen 'Ober-Hobler', der nicht nur Fugen ausgefräst, sondern auch sehr vieles im Schreinerhandwerk zusammengefügt habe. Vor dem Festakt (Bericht folgt) wurden im Foyer des Forums von Mindelheim die prämierten Gesellenstücke, die preisgekrönten Formen und die einfallsreichen Vorschläge für die 'Stummen Diener' vorgestellt. Die Besucher konnten sich nicht nur als Begutachter, sondern auch als Jury betätigen.