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Von der Seebühne, die eine Baustelle ist

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Von der Seebühne, die eine Baustelle ist

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    Besucher der Cross-Culture-Night erfahren interessante Details Bregenz/Westallgäu (ins). Ihren jugendlichen Gästen bei der Cross-Culture-Night bieten die Bregenzer Festspiele einiges mehr als den Kartenbesitzern der regulären Seebühnen-Abende. Ein Freigetränk, Rock- und Punk-Bands auf dem Vorplatz, Einführungsvortrag und Seebühnen-Führung sollen künftigen Festspielkunden die Oper schmackhaft machen..

    Nicht nur, dass ihnen die wirre Handlung der auf Italienisch gesungenen Oper 'Troubadour' von Guiseppe Verdi mit einem flotten Vortrag im Festspielhaus verständlich gemacht wird. Bei Bühnenführung und Technik-Check erfährt das jugendliche Publikum viele interessante Details. Die Seebühne ist eigentlich gar keine Bühne, wird den Jugendlichen bei ihrer Exkursion durch die Kulissen erklärt. Weil sie die entsprechenden Standards nicht aufweist, wird sie als 'behördlich genehmigte Baustelle' genutzt. Für die Sicherheit der Akteure werde alles getan, erläutert Festspiel-Mitarbeiterin Ursula Fehle. So seien jeden Abend zwei Taucher präsent, wenn rund 400 Beteiligte das Spiel auf dem See in Szene setzen. Vor sechs Jahren mussten die Froschmänner zuletzt ins Wasser springen, als beim 'Maskenball' der König selbst den Halt verlor und im Bodensee landete. Mit einem Gewicht von über 700 Tonnen liegt das überwiegend stählerne Troubadour-Bühnenbild auf hölzernen Säulen. Der höchste Turm der feuerroten Raffinerie misst 27 Meter. Für ihre beeindruckenden Feuereffekte verwenden die Bregenzer den brennbaren Alkohol Isopropanol, weil der fast geräuschlos entzündet werden kann. Der Stoff wird in den beiden Haupttürmen der Seebühne gelagert. 18 Bildschirme sind in der Kulisse versteckt. Über sie können Solisten und Festspielchor dem Dirigenten Fabio Luisi folgen, der mit seinen Wiener Symphonikern im Festspielhaus musiziert. 'Früher mussten die Symphoniker im bis zu 40 Grad heißen Orchestergraben spielen', erzählt Ursula Fehle. 'Das tat den Musikern ebenso wenig gut wie ihren Instrumenten'. Und noch eine Anekdote hat die Führerin parat: Nicht immer läuft alles so reibungslos ab, wie es für die Opernfreunde auf den Rängen den Eindruck macht: Bei der 'Westside-Story' vor drei Jahren zerbrach eine Glasscheibe während der Aufführung. Nichts davon nahm das Publikum wahr. Als Statisten verkleidete Techniker tauschten die Scheibe während des Spiels aus. Präpariert mit all diesen Hintergründen lässt sich die Jugend vom Spiel auf dem See leicht fesseln und verfolgt am Abend gebannt die Hauptprobe der Oper. Liebe, Leidenschaft, Arien, Kämpfe, ein schicker Mercedes, ein Schnellboot, ein dramatischer Gifttod, und Feuerfontänen beim Finale: Sag noch einer, Oper sei langweilig.

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