Von Gunther le Maire |Bad HindelangLouise Modersohn-Breling, die dritte Frau Otto Modersohns, steht als Malerin im Schatten ihres Mannes und dessen zweiter Frau, Paula Modersohn-Becker. Das Allgäu verdankt allein ihr, dass die Modersohns zeitweise in Gailenberg ansässig geworden sind.
Louise wurde als zweite von sechs Töchtern des Akademieprofessors Heinrich Breling am 3. März 1883 in München geboren. 1892 zog die Familie nach Hannover. Im Sommer 1896 lernten sich Breling und Modersohn in Fischerhude kennen. Louise Breling wurde Opern- und Oratoriensängerin und hatte 1904 Engagements in Hagen, Hannover und Berlin. 1909 heiratete sie in Fischerhude-Bredenau Modersohn, dessen zweite Frau Paula Modersohn-Becker 1907 gestorben war.
Louise Modersohn-Breling gab ihren Beruf als Sängerin auf und begann ab 1916 zu malen, engagierte sich für Karl Schmidt-Rottluff, als dieser als Expressionist verrissen wurde, und half mit, Paula Modersohn-Becker bekannt zu machen. Sie unterhielt enge Beziehungen zu deren Mutter in Bremen. Der ersten Reise 1916 von Otto Modersohn und Louise nach Wertheim und Würzburg folgten weitere 1922, 1923 und 1924.
Auf diesen Malreisen entstanden erstaunlich nahe beieinander liegende Gemälde.
Ab 1918 nahm Louise Modersohn-Breling an größeren Ausstellungen teil und wurde Mitglied der Deutschen Künstlergenossenschaft, des Norddeutschen und des Bremer Künstlerbundes und der Hannoverschen Sezession. 1925 kam sie erstmals ins Allgäu. Otto machte mit ihr 1926 und 1927 Urlaub in Unterjoch, 1928 in Oberstdorf, 1929 in Fischen.
Aus Ärger allein ins Allgäu
Um diese Zeit war Louise Modersohn-Breling Fischerhude zutiefst zuwider.
Es gab Ärger mit dem (höchst erfolgreichen) Verkauf der Bilder von Paula Modersohn-Becker, negative Darstellungen des Verhältnisses ihres Mannes zu seiner zweiten Frau, Schulprobleme mit den Söhnen und Spannungen in der Ehe.
Ihr warf man vor, sie signiere ihre "dilettantischen" Bilder mit "LMB", damit sie mit dem "PMB" von Paula Modersohn-Becker verwechselt würden - ein völliger Unsinn: Ihre Bilder sind nicht zu verwechseln und die Signatur mit Anfangsbuchstaben auch nicht.
Louise Modersohn-Breling fuhr allein ins Allgäu - oder nicht nach dem gemeinsamen Urlaub zurück - und blieb 1928 zehn Monate von ihrem Mann getrennt. Sie malte in Unterjoch und Bad Hindelang, kränkelte und schrieb liebevolle Briefe. Otto Modersohn zögerte, ins Allgäu zu ziehen, weil er den Markt für seine Bilder zu verlieren befürchtete.
Dann erwarb man 1930 als Zweitwohnsitz das Haus in Gailenberg und Louise richtete es mit Eifer her.
Louise Modersohn stürzte sich wie auch der 65-jährige Otto auf die neuen Malmotive. In jedem Jahr lebte die Familie mehrere Monate in Gailenberg. 1936 löste sich bei Modersohn die Netzhaut eines Auges. Deshalb zog man zurück nach Fischerhude. Louise machte noch gelegentlich Urlaub in Gailenberg. Am 10. März 1943 starb Otto Modersohn nach kurzer Krankheit. Am 14. Juli 1943 fiel Ulrich in Russland. Nur wenig später wurde Louises 21-jährige Nichte Cato Bontjes van Beek wegen Widerstands gegen das "Dritte Reich" in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Da zog Louise Modersohn-Breling wieder ins Allgäu und malte. 1948 baute sie das Haus in Gailenberg zu einer ständigen Modersohn-Nachlass-Ausstellung um. Am 17. September 1950 starb Louise Modersohn-Breling an einer Embolie und wurde in Hindelang begraben.
Frei von Konventionen
Louise Modersohn-Breling reduzierte expressionistisch Landschaften und Porträts auf das Wesentliche. Otto Modersohn schätzte ihre Arbeiten sehr. Sie sind von eigenwilliger Naivität und ziemlich frei von jeglicher Konvention.
Ihrem Mann gab Louise Impulse, sich mit neuen Kunstrichtungen zu befassen. Oft malten die Modersohns die gleichen Motive - und die Ergebnisse sind sich sehr ähnlich. 1969 fand eine Ausstellung der Arbeiten der ganzen Familie auf Schloss Nordkirchen in Westfalen statt, 1989 wurden Bilder nur von ihr im Historischen Museum der Stadt in Wertheim gezeigt.
Louises Söhne Ulrich Modersohn (geboren 1913 in Fischerhude, gefallen 1943 bei Bjelgorod) und Christian Modersohn (geboren 1916 in Fischerhude, lebt dort) sind gleichfalls sehr gute Maler geworden.