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Vom "unflätig Ding" zu beliebtem Brauchtum

Ostallgäu

Vom "unflätig Ding" zu beliebtem Brauchtum

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    Vom "unflätig Ding" zu beliebtem Brauchtum
    Vom "unflätig Ding" zu beliebtem Brauchtum Foto: stephan schÖttl

    Bald recken sie sich wieder in Stadt und Land bis über 40 Meter hoch in den Himmel: Kunstvoll gestaltete Maibäume, vielfach verziert mit Kränzen, bunten Bändern und aufwendig gestalteten Tafeln. Die Allgäuer Zeitung will diese Tradition würdigen: Gemeinsam mit der Aktienbrauerei Kaufbeuren suchen wir den schönsten Maibaum im südlichen Ostallgäu. Auf die Sieger warten attraktive Preise, die Vereinen, Dorfgemeinschaften und anderen Maibaum-Initiativen ein zünftiges Fest ermöglichen sollen.

    Schon die alten Germanen schrieben geschmückten Baumstämmen angeblich eine geisterabschreckende und fruchtbarkeitsfördernde Wirkung zu. Auch die alten Römer verwendeten Zweige und Bäumchen zum Schutz vor bösen Mächten und Krankheiten. Ein regelrechter Maibaum-Brauch ist freilich erst seit dem späten Mittelalter belegt. Rund 200 Jahre später entwickelte sich daraus das "Maibaumstecken", das Geschichtsforscher Dr. Karl Reiser 1894 in seinem Buch "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" beschreibt. Da "war es stark im Schwange , dass in der Nacht auf den 1. Mai die Burschen ihrem Schatz einen ,Maien steckten. Sie verwendeten hierzu ein meist sauber zugerichtetes Bäumchen .

    .., das mit Bändern verziert und vor dem Hause aufgestellt wurde." Kirche und Obrigkeit standen dem jedoch kritisch gegenüber, hielten sie derlei doch für "unchristlich". Mancherorts in Bayern versuchte man gar, den Maibaum als "unflätig unchristliches Ding" zu verbieten. Ausmerzen ließ sich die Tradition freilich nie.

    Ab dem vergangenen Jahrhundert ist der Siegeszug der Maibäume auch im Allgäu nicht mehr aufzuhalten. Heute gibt es kaum ein Dorf in der Region, in dem der Brauch nicht gepflegt und nicht schon Monate vor dem "Tag X" mit viel Hingabe an dem markanten Stamm gewerkelt wird. Ist er fertig, heißt es auf der Hut sein. Denn ein Verein, der sein Prachtstück aus den Augen lässt, wird meist von diebischen Nachbarn bestraft und muss sein bestes Stück teuer wieder auslösen.

    Bei unserem Maibaum-Wettbewerb wird dagegen nicht Wachsamkeit belohnt, sondern der Baum und seine Gestaltung. Die Länge des Stamms ist zwar relevant, aber längst keine Garantie für einen Sieg. Denn unsere Juroren achten auf etliches mehr.

    Da geht es um die Schönheit des Wipfels genauso wie um die Zahl der Kränze, wie der Stamm bearbeitet und die Sinnbilder gestaltet wurden - und ob der Baum im Ort einen zentralen Platz erhalten hat, an dem er gut zur Geltung kommt. Die Jury interessiert auch, welche Art von Veranstaltung unter dem Maibaum stattfindet. In der ersten Maiwoche ist die Jury unterwegs und begutachtet die Bäume vor Ort. (az)

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