Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Vom Tollhaus Berlin relativ unbeeindruckt

Allgäu

Vom Tollhaus Berlin relativ unbeeindruckt

    • |
    • |

    Von Ralf Rauch Isny - Sieben Experten haben am Samstag in Isny (württembergisches Allgäu) über das Gesundheitssystem diskutiert. Von der Gesundheitsreform und dem 'Tollhaus Berlin' zeigten sich die Teilnehmer weitgehend unbeeindruckt. Es kommt immer auf den Standpunkt des Betrachters an. Diese alte Lebensweisheit wird am Samstagvormittag im Isnyer Kurhaus lebendig. Ellio Schneider ist Geschäftsführer der Waldburg-Zeil-Kliniken - ein erfolgreiches Unternehmen, nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland. Schneider hält nichts vom derzeitigen Gesundheitssystem, er fordert Anreize zum Sparen. Nur so könnten die Kosten gesenkt und das System gerettet werden. Er hat - und das muss er als Geschäftsführer - das Lokale, den Mikrokosmos im Blick. Dr. Ansgar Stüfe ist Arzt und Ordensmann. Als Missionsbenediktiner war er lange Zeit in Afrika, operierte in Tansania unter Bedingungen, die in Deutschland undenkbar sind. Bruder Ansgar hält viel vom derzeitigen Gesundheitssystem. Er sieht die Schwächen und Probleme, vergleicht sie aber mit der Situation in England. 'Dort will ich keinen Husten bekommen', sagt Stüfe.

    Er berichtet davon, wie er gegen Malaria gekämpft hat - mit primitiver Medizin, weil kein Pharmakonzern in die Malaria-Forschung investiere. Und er erinnert an 'die bewusste Entscheidung des deutschen Parlamentes unter Bismarck, das auf Solidarität und nicht auf ein Steuergesundheitssystem' gesetzt habe. Bruder Ansgar warnt vor einem Systemwechsel in Deutschland und von einem Nichtbeachten der Dritten Welt. Er hat das Globale, den Makrokosmos im Blick. Jörg Sigmund, Leitender Redakteur der 'Augsburger Allgemeinen' und Moderator der Podiumsdiskussion, fällt es nicht schwer, die Standpunkte der anderen Teilnehmer herauszukitzeln. Da ist Dr. Joachim Kohler, Ministerialdirigent im Sozialministerium Stuttgart, der munter den Gesundheitsstandort Deutschland lobt. Da sind Hubert Seiter, Direktor der Rentenversicherung Baden-Württemberg und Dr. Rolf Hoberg, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. Und Dirk Holst ist auch dabei, Regionaldirektor der Evangelischen Heimstiftung und Direktor des Stephanuswerkes Isny. Sie sprechen von der Gesundheitsreform, vom Machtpoker auf Bundesebene und einigen sich auf den Terminus 'Tollhaus Berlin'. Sie beteuern, dass man die die 'Sorgen und Ängste der Menschen' ernst nehmen und das System in der Gesellschaft verankern müsse. Sie erzählen von Begebenheiten aus ihrem Berufsalltag, von frustrierten Menschen und von der überforderten Politik. Ein Lösungsansatz könne die integrierte Versorgung darstellen, das Zusammenspiel zwischen Hausärzten, Fachärzten und den Krankenhäusern. Veranstalter der Diskussion waren anlässlich des dritten Reha-Tages die Waldburg-Zeil-Kliniken, der Isnyer Stphanus-Kreis und die Klinik Überruh.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden