Der Kaufbeurer Hausberg ist noch einmal deutlich gewachsen. Seine endgültige Größe hat er aber nicht durch geologische Ereignisse, sondern mit schwach belastetem Boden- und Baumaterial erreicht. Gemeint ist die alte Mülldeponie im Norden der Stadt. Die Stadt hatte sich vor zwei Jahren zum Verkauf von Deponieraum entschlossen, um die Kosten für die Renaturierung und langfristig die Müllgebühren zu senken. "Die Auffüllung hat problemlos geklappt", sagt der Leiter der städtischen Entsorgungsabteilung, Kurt Niedermeier. "Es wurde lückenlos kontrolliert." Zudem sei die Vorgabe kurzer Transportwege strikt eingehalten worden.
Hintergrund dieses kalkulatorischen Schachzugs war eine Gesetzesänderung. Im Jahr 2002 wurde der Kaufbeurer Müllberg nach einer Bundesverordnung als Altdeponie eingestuft, die Annahmefrist für schwach kontaminierten Boden und Bauabfall (Deponieklasse 1) verkürzt. Reiner Bauschutt (DK 0) darf nur noch bis Dezember 2015 angeliefert werden. Danach muss die Deponie abgedeckt und verschlossen werden. Die Auffüllung ist notwendig, damit beispielsweise den Vorgaben nach bestimmten Hangneigungen Rechnung getragen werden kann. Regen darf zudem keine belasteten Stoffe auswaschen.
Die damalige Restauffüllkapazität sei zwar für Abfälle aus dem Stadtgebiet vorgehalten worden, so Niedermeier. Dort entsteht aber gar nicht so viel für die Deponie vorgesehener Abfall. "Eine Auffüllung mit Kies wäre dagegen sehr teuer gewesen", so der Leiter der Entsorgungsabteilung. Also machte die Stadt aus der Not eine Tugend und verkaufte quasi die Auffüllkapazität für schwach belastetes Material von auswärts. Abgelagert wurden in den vergangenen zwei Jahren laut Niedermeier mehr als 80000 Kubikmeter Gleisschotter, Bitumen, Bodenmaterial und Steine, was etwa 7000 Lastwagenfuhren entspricht. Die Stadtverwaltung stuft die DK1-Abfälle als unbedenklich ein, da die Anforderungen an die sogenannte Schadstoffbefrachtung weit unter dem bisher gelagerten Abfall liege. Laufende Untersuchungen des Materials hätten dies bestätigt, so Niedermeier.
Nach Abzug aller finanziellen Belastungen verbessern nun 1,8 Millionen Euro die Müllgebührenkalkulation bis 2013. Gewinnt die Stadt einen Rechtsstreit mit einem der Zulieferer auch in zweiter Instanz, erhöht sich die Summe sogar noch um 750000 Euro. Die Recyclingfirma hatte laut Stadt nicht die vereinbarte Menge Auffüllmaterial geliefert. Inzwischen ließ die Stadt die Restmenge von einer anderen Firma auffüllen und nahm dafür kein Geld.
Damit ist die Deponie nun um ein Fünftel gewachsen. Im Jahr 2012 soll die ganze Anlage überplant werden, kündigt Niedermeier an. Auch für den dort ansässigen Wertstoffhof soll eine baulich "vernünftige Lösung" gefunden werden. Im Jahr 2015, wenn die Laufzeit endet, soll der Berg komplett abgedeckt und rekultiviert werden. Dann, so Niedermeier, könnte daraus der "grüne Hügel" von Kaufbeuren werden.