Sie sind geblümt, kariert und gepunktet, aus feiner Seide oder schwerem Brokat, zum Knicken oder Falten - die rund 300 Exponate im Sonthofer "Museum der Schirme". Die umfangreiche private Sammlung ist in Deutschland "wohl einzigartig", sagt Georg Braunmüller. Der 53-jährige Betriebswirt ist Inhaber des gleichnamigen Geschäfts für Schirme und Wachswaren gegenüber des Marktbrunnens. Die Ausstellungsstücke aus einer Zeitepoche von rund 170 Jahren stammen aus Familienbesitz und sind ab Mitte März in dem Museum über dem Geschäft zu bewundern.
Vor einigen Jahren bestückte die Familie aus ihrem Dachboden-Fundus eine Sonderausstellung im Heimathaus Sonthofen. "Da war dann schon eine gewisse Ordnung drin", sagt Georg Braunmüller. Die bunte Auswahl der mobilen Schutzdächer stieß auf reges Interesse, und als im Haus eine Wohnung im ersten Stock frei wurde, beschlossen der "Schirmherr" und Vater Paul die Einrichtung eines Museums.
Das älteste Exponat ist ein "Knickerschirmchen" aus dem Jahre 1840 - ein zierliches Meisterwerk aus blauer Seide und Elfenbeinspitzle sowie einem zusammenklappbaren Bambusstock. Ungemein praktisch waren auch die Stockschirme, die diesen Namen noch wirklich verdienten. Denn in einem soliden Gehstock steckte ein Schirm, der im Falle eines Regenschauers hervorgezogen werden konnte.
Sehr viel robuster waren da die großen "Kutscher"- oder "Jägerschirme", deren kräftige Stangen aus Meerrohr (eine Palmenart) mit derbem Baumwollstoff überzogen waren. Baumwolle, erläutert Schirmmacher- und Drechslermeister Paul Braunmüller (84), werde durch Feuchtigkeit dicht und schwer. Sein Urgroßvater Johann Georg Diebolder, dessen Familie in Dietmannsried ansässig war, gründete 1835 in Sonthofen den Schirm-Handwerksbetrieb, der bis heute in Familienbesitz ist.
Die baumwollenen groben Wetterschirme bilden einen reizvollen Kontrast zu den eleganten Sonnenschirmen, mal mit weißem Dach und einem korallenverzierten Elfenbeinstock, mal aus schwarzer Seide mit Spitzenvolant.
In der Sammlung finden sich auch ein liturgischer Schirm mit edlem Brokatbezug und Kreuzspitze, grazile Puppenschirmle, ein Badeschirm aus Frottee aus dem Jahr 69 sowie ein Knirps mit Sonnenschutzfaktor 50 von 1995. Farbenfrohe thailändische Sonnendächer begrüßen den Besucher. Die Schirmsammlung komplettieren Urkunden, alte Werkzeuge wie Stichel für Federschlitze oder Spirituskännchen sowie ein Stocksortiment aus Haselnuss, Weide und Perlbambus.
Das "Museum der Schirme" ist ab 15. März jeweils Montag bis Freitag von 9.30 bis 12 und 14.30 bis 17 Uhr geöffnet, samstags von 9.30 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.