Marktoberdorfer Kunden fragen selten nach Nachlässen Kommt Rabattkarte doch nicht?Von Reinhold Löchle Marktoberdorf Als Ende Juli das Rabattgesetz fiel, war den Marktoberdorfer Einzelhändlern angst und bange: Basarstimmung werde in den Geschäften einziehen, die Feilscherei an den Kassen beginnen, die ohnehin dünne Gewinnspanne ganz dahinschwinden diese und andere Befürchtungen waren zu hören. Knapp vier Monate später äußern sich Geschäftsleute erleichtert: 'Das große Feilschen ist nicht eingetreten', gibt Aktionskreis-Vorsitzender Matthias Franz die Erfahrung vieler Ladenbesitzer wieder.
'Die Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet', räumt Aktionskreis-Vorsitzender Matthias Franz ein, der in seinem Geschäft die 'Feilschquote auf unter ein Prozent der Kunden' schätzt. Gewiss werde vereinzelt um einen Nachlass gefragt, 'doch wir gaben ja bislang auch schon Skonto'. Nur selten habe dabei ein Kunde eine abwegige Größenordnung im Auge. Interessiere sich jemand für ältere Ware, 'dann lassen wir gerne mit uns handeln', zeigt Franz auf, wo etwas drin liegt.
Im Übrigen stimmt ihn die geänderte Gesetzeslage 'überhaupt nicht zufrieden'. Die Zugabeverordnung hemme nach wie vor die Flexibilität des Handels. So dürfe man Kunden nur 'Kleingeschenke' als Zugabe überreichen. Bei den Öffnungsmöglichkeiten sieht er ebenfalls Änderungsbedarf: Selbst während des Weihnachtsmarktes dürften die Aktionskreisgeschäfte sonntags nicht öffnen.
Marcella Weidinger vom Damenmoden Keller kann die Kundinnen, die mit ihr feilschen wollten, an einer Hand abzählen. 'Ich hab\' gedacht, da kommt nun jeder und will einen Nachlass.' Sie setze ohnehin mehr auf Entgegenkommen beim Service als auf Rabatte, beschreibt sie ihre Art der Kundenbindung.
Eine Abfuhr reicht . . .
Auf etwa fünf Prozent schätzt die Verkäuferin eines anderen Ladens den Anteil der Handel-Freudigen. Dass es 'nicht schlimmer kam' führt sie mit darauf zurück, dass 'die meisten unserer Kunden wissen, dass sie ab 100 Mark Einkauf drei Prozent bekommen.'
'Atterer'-Geschäftsführer Andreas Wachter weiß auch nur von Einzelfällen in Sachen Feilschen, 'doch die gab es früher auch'. Überzogene Wünsche gebe es kaum und seien auch wegen der Kalkulation nicht erfüllbar. Als Grund für die Feilsch-Unlust vermutet er, 'mancher hat es am Anfang probiert, aber eine Abfuhr erhalten. Dann lässt er es sein.' Eben diese Situation erlebte ein Marktoberdorfer: 'Da steht man an der Kasse, beißt auf Granit, und die Kunden hinter dir grinsen . . .' Eine Kundin eines Textilgeschäftes hat ihren ersten Feilsch-Versuch auch in eher unerfreulicher Erinnerung. Die Verkäuferin habe ihr deutlich gemacht, dass es erst ab mehreren hundert Mark Einkauf zwei Prozent gebe.
'Treue-Karte zur Kundenbindung'
Eigentlich hatte der Aktionskreis geplant, nach dem Fall des Rabattgesetzes Rabattmarken-Karten auszugeben, nicht zuletzt um dem ungeliebten Nachlass-Ansinnen entgegenzusteuern. Abhängig von der Einkaufshöhe sollte der treue Kunde Prozente in Form von Rabattmarken erhalten. Für eine volle Karte bekäme er dann 50 Euro ausbezahlt. Ob diese Aktion aber zustande kommt, ist ungewiss. Denn eine ganze Reihe von Geschäftsleuten sieht inzwischen die Treue-Rabattkarte als unnötig an, da die große Feilscherei ausgeblieben sei. Franz hält dem entgegen, ein Treuerabatt diene in erster Linie der Kundenbindung. Auch Wachter plädiert zumindest für einen Versuch, obgleich er weiß, dass dies die Gewinnspanne schmälert. Ob die Karte nun kommt, soll in den nächsten Wochen entschieden werden. Für die diesjährige Vorweihnachtszeit wurde nochmals die bewährte Gewinnscheck-Aktion aufgelegt. Deren Attraktivität ist im Aktionskreis unumstritten.