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Vom Chefpsychiater zum "Mühlenknecht"

Kempten / Liebenthann

Vom Chefpsychiater zum "Mühlenknecht"

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    Vom Chefpsychiater zum "Mühlenknecht"
    Vom Chefpsychiater zum "Mühlenknecht" Foto: markus frobenius

    Die Arbeit an der Säge hat ihn schon als Kind im Schwarzwald fasziniert. Den Geruch des frisch geschnittenen Holzes liebte er besonders. Nun, mit dem Pensionsalter, wurde ein Kindheitstraum für ihn Realität: Als freiwilliger Handwerker hilft Dr. Albrecht Egetmeyer seit drei Jahren bei der Renovierung der alten, denkmalgeschützten Schlossmühle Liebenthann zwischen Ronsberg und Obergünzburg mit. "Ich habe eben Arbeiterhände", schmunzelt der ehemalige Leiter des Bezirkskrankenhauses.

    Seit der heute 65-Jährige vor drei Jahren in Rente ging, arbeitet er nur mehr stundenweise im psychiatrischen Bereich. Zum einen prüft er die Wirtschaftlichkeit der psychia-trischen Ambulanzen in Bayern und zum anderen berät er drei Fachkrankenhäuser in Berlin und in Thüringen beim Ambulanzaufbau. Zudem gibt er immer wieder Seminare und hält Vorträge.

    In seinem "anderen" Leben trägt der zweifache Vater einen Blaumann, ein kariertes Hemd und derbe Schuhe, denn in der Hofmühle Liebenthann ist er zu einem gern gesehenen Handwerkshelfer geworden - obwohl Steffen Haid, der neue Besitzer der damals baufälligen Schlossmühe misstrauisch war, als Egetmeyer seine kostenlose Mithilfe bei der Renovierung anbot. Das hat sich längst gelegt, nachdem der pensionierte BKH-Chef seine Bewährungsprobe mit dem Abbau einer Strohputzdecke bestand.

    "Ich habe immer schon beim Bauen mitgeholfen, seinerzeit nach dem Krieg habe ich meinem Vater beim Umbau unseres Ferienhauses im Schwarzwald zugeschaut und selbst angepackt", blickt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie auf seine handwerklichen Ursprünge zurück. Und bei seinem Wechsel nach Kempten kaufte er in Haldenwang ein ebenfalls denkmalgeschütztes Bauernhaus von 1730 und legte dort gleichfalls Hand an.

    Beim Rundgang durch das Gelände weist der "Mühlenknecht" - wie er sich selbst nennt - auf die unzähligen Arbeiten hin, die in den vergangenen drei Jahren verrichtet wurden. So hat er unter anderem im Biokeller des Wohnhauses den Boden aus alten Ziegeln verlegt. Auch die Dachbalken zum großteil sind durch seine Hände gegangen - und es gibt weiter viel zu tun.

    Ein weiteres Arbeitsfeld des früheren BKH-Chefs: Er unterstützt und berät die Weltweite Initiative für Soziales Engagement, über die seine Tochter Lena jüngst ein soziales Jahr in Mittelamerika absolvierte. Ab Januar wird er für sechs Wochen nach Bolivien reisen und die Freiwilligen in den verschiedenen Projekten vor Ort betreuen.

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