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Vom Angelus bis hin zur Scheidung

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Vom Angelus bis hin zur Scheidung

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    Von Josef Hölzle|UnterallgäuAn Glocken scheiden sich manchmal die Geister. Für die einen ist das Geläute etwas Erhebendes, für andere schlichtweg eine Ruhestörung. Dabei gehören die Glocken seit Jahrhunderten zu unserer abendländischen Kultur, die das Leben der Menschen im Tageslauf, aber auch quer durchs Leben von der Taufe bis zur Beerdigung begleiteten. Glocken werden zu bestimmten Anlässen geläutet, sie verkünden aber auch regelmäßig, welche Stunde es geschlagen hat.

    Bedeutung kaum noch bekannt

    Als es noch keine Massenmedien gab, hörten die Menschen genau auf die Glocken und wussten ihren Klang zu deuten. Das hat sich geändert. Die ehemals festgelegten 'Läutordnungen' sind bei Läutern und Hörern auch auf dem Land kaum noch bekannt. Trotzdem: Glocken können noch 'sprechen'. Als unlängst im Wallfahrtsort Maria Baumgärtle die Installation einer neuen Glocke gefeiert wurde, erinnerte Superior Pater Josef Gehrer an ehemalige Läutordnungen und deren Inhalte:

    Das Gebet- oder Angelusläuten: Es ist der noch heute gängigste Läutebrauch in unseren Gemeinden. Es findet morgens, mittags und abends statt. Das Gebetläuten ist eigentlich die Aufforderung zu einem stillen Gebet. Früher war es selbstverständlich, dabei den Hut abzunehmen.

    Das Zusammenläuten: So nennt man das gleichzeitige Läuten aller Glocken - in der Regel unmittelbar vor dem Gottesdienst. Angewandt wird es auch zu besonderen sakralen Feierlichkeiten, wie etwa beim Glorialäuten am Karsamstag, bei Prozessionen, Kirchenjubiläen oder beim Verkünden eines Todesfalles.

    Das Scheidungsläuten: Jeden Freitag um 15 Uhr wird zur Erinnerung an die Sterbestunde Christi geläutet. Der hierfür übliche Begriff 'Scheidungsläuten' wird in unserer Region auch bei einem Sterbefall angewandt. In Pfaffenhausen konnte man früher an der Art des Läutens sogar erkennen, ob ein Gemeindemitglied verstorben ist oder ob im Krankenhaus ein Auswärtiger sein Leben ausgehaucht hat.

    Das Elfuhrläuten: Es meldete auf dem Land die Mittagszeit, hat also eine reine Signalfunktion. Laut Pater Josef wurde das Elfuhrläuten mit allen Glocken am Freitag aus praktischen Gründen deshalb auf 11 Uhr gelegt, damit man um 15 Uhr nicht nochmals zum Läuten gehen musste. Im Übrigen werden Glocken getauft beziehungsweise geweiht. Man glaubte einst, dass geweihter Glockenklang den Blitz abhält und auch Unwetter vertreiben kann. So erklärt sich auch, dass immer noch beim Wettersegen geläutet wird.

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