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Vogler ist der Vater des deutschen Fräuleinwunders auf der Schanze

Oberstdorf

Vogler ist der Vater des deutschen Fräuleinwunders auf der Schanze

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    Vogler ist der Vater des deutschen Fräuleinwunders auf der Schanze
    Vogler ist der Vater des deutschen Fräuleinwunders auf der Schanze Foto: imago

    Offiziell, erklärt Daniel Vogler, darf er sich gar nicht Bundestrainer nennen. "Leitender Disziplintrainer Damen", lautet die korrekte Bezeichnung im Skiverbands-Deutsch. Im Grunde ist der Oberstdorfer aber der Werner Schuster des Frauenskispringens, nur mit noch ein bisschen mehr Erfolg als Letzterer. Vogler steht mit seinem Team bereits da, wo Schuster und seine Männer erst hin wollen: an der absoluten Weltspitze.

    Kein Zweifel, die deutschen Skispringerinnen sind vor den Heimwettkämpfen an den beiden kommenden Wochenenden in Schonach und Baiersbronn das Maß aller Dinge. Anna Häfele und Ulrike Gräßler dominieren die Szene. Häfele, die 19-Jährige vom SC Willingen, hat zu Beginn der Saison drei von vier Springen in Übersee gewonnen. Wenn Vogler sagt, "wir sind derzeit gut aufgestellt", ist das nur Ausdruck der Allgäuer Bescheidenheit.

    Seine Brötchen verdient er als Bauhof-Angestellter

    Er würde es wohl auch ablehnen, wenn man ihn als Vater des deutschen Fräulein-Schanzenwunders bezeichnete.

    Dabei tut Vogler seit acht Jahren alles dafür, um das Frauenskispringen aus seinem Schattendasein herauszuführen - ehrenamtlich wohlgemerkt, mit einer Aufwandsentschädigung vom DSV als Anerkennung für seine Dienste.

    Der 41-Jährige arbeitet im Bauhof der Gemeinde Oberstdorf, mäht im Sommer öffentliche Grünanlagen und fährt im Winter Schneepflug. Für die Lehrgänge und die Wettkämpfe opfert Vogler seinen kompletten Jahresurlaub. "Das rechne ich ihm sehr hoch an", betont Anna Häfele, Voglers Musterschülerin. Sie selbst geht als Angehörige der Bundespolizei inzwischen unter Profibedingungen ihrem Sport nach.

    Es hat sich schon einiges verändert, seitdem Daniel Vogler mehr durch Zufall zum Frauen-Skispringen gekommen ist. Dreimal war er selber bei der Vierschanzentournee als Springer dabei, musste aber früh erkennen, dass sein Talent für die Spitze nicht reichen würde. Mit 21 Jahren beendete er deshalb seine Sportlerkarriere und ließ sich zum Kfz-Mechaniker ausbilden. Dem Skisprungsport blieb Vogler als Nachwuchstrainer in Oberstdorf treu. Und als ihn sein Freund Peter Leiner fragte, ob er sich nicht um die Mädchen kümmern wolle, konnte Vogler nicht Nein sagen.

    "Anfangs gab es keinen Bus, keine Einkleidung der Springerinnen und keine Trainingsprogramme", erinnert sich Vogler. "Inzwischen", fügt er hinzu, "ist die Unterstützung seitens des DSV hervorragend." Zwei Co-Trainer und eine Physiotherapeutin stehen ihm zur Seite. Das deutsche Team ist auch in diesem Punkt spitze.

    Nur das Interesse der Medien könnte nach Voglers Geschmack deutlich größer sein. Zwar nimmt mittlerweile der eine oder andere schreibende Journalist Notiz von Häfeles und Gräßlers Erfolgen, doch im Fernsehen fand Frauen-Skispringen bislang nicht statt.

    Keine Live-Bilder und damit keine Werbeeinnahmen. Das soll sich mit der Nordischen Ski-WM Mitte Februar in Liberec ändern. Das ZDF wird live dabei sein, wenn die erste Weltmeisterin im Skispringen gekürt wird. Daniel Vogler spricht von "einem Meilenstein".

    Weitere sollen folgen. Derzeit hält das IOC die Zeit noch nicht reif für die Aufnahme des Frauen-Skispringens ins olympische Programm. Letzteres wollen jedoch die amerikanischen und kanadischen Springerinnen für die Spiele 2010 in Vancouver per Gerichtsbeschluss durchsetzen. Vogler kann nicht so recht an einen Erfolg der Klage glauben. "Demonstrations-Wettbewerb 2010 und olympische Disziplin 2014 in Sotschi - das ist realistisch", lautet seine Einschätzung.

    Jetzt schon spricht Vogler von "einem Boom in den Skiclubs". Die Zahl der Mädchen, die es zur Schanze ziehe, nehme sprunghaft zu - auch im Allgäu. Daniel Vogler ist selbst gespannt, wie die Entwicklung weitergeht. Und wann er offiziell zum Bundestrainer ernannt wird.

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