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Vogel des Jahres zum Abschuss frei

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Vogel des Jahres zum Abschuss frei

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    Vogel des Jahres zum Abschuss frei
    Vogel des Jahres zum Abschuss frei Foto: lfv bayern (landesfischereiv

    Jedes Jahr in den Wintermonaten spielt sich das Gleiche ab: Viele Seen im Unterallgäu haben eine geschlossene Eisdecke, nur noch Bäche und Flüsse sind offen. Aus diesen bedient sich ein berüchtigter Fischräuber - der Kormoran. Er macht das mit einer radikalen Konsequenz. In manchen Bächen überlebt kaum ein Fisch.

    Besonders hart trifft es die Äsche. Dieser Fisch hat die Eigenart, im Winter mitten im Fluss oder Bach zu stehen. Damit ist er ideales Opfer des Kormorans. Ein entsprechend düsteres Fazit zieht Dr. Oliver Born, Leiter des Schwäbischen Fischereihofes in Salgen, für den Fischbestand im ausgehenden Winter 2009/10. "Die Äsche ist fast nicht mehr vorhanden", sagt der Fachmann - nahezu ausgerottet durch einen Vogel, den der Naturschutzbund Deutschland (NABU) gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz im Jahr 2010 zum Vogel des Jahres gekürt hat.

    Provokation für Fischschützer und Fischereiwirtschaft

    Dass ausgerechnet der Kormoran auf diese Weise geadelt wurde, betrachten Fischschützer und Fischereiwirtschaft in Bayern schlichtweg als Provokation. Rund zwei Millionen Kormorane gibt es Schätzungen zufolge inzwischen in Europa. Nach Ansicht von Born könne da schon lange nicht mehr von einer besonderen Schutzwürdigkeit die Rede sein. Der Vogel, der von englischen und niederländischen Fürstenhöfen aus China eingeführt worden ist, bringe vor allem seit Beginn der 1980er Jahre die heimische Ökologie durcheinander, so Born.

    Inzwischen hat der bayerische Gesetzgeber gehandelt: Der Landtag stimmte im Mai 2009 einem Dringlichkeitsantrag zu, die sogenannte artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung zu ändern. Der Kormoran darf nun bis 30. April gejagt werden. Bisher galt der 15. März. Ganzjährig geschossen werden dürfen Jungvögel.

    Für die Details sind die sieben Regierungen zuständig. In Schwaben gilt: An der Mindel und Schmutter darf der Kormoran nun gejagt werden, und das sogar in Vogel- und Naturschutzgebieten wie dem Schutzgebiet Mindeltal. Donau, Wörnitz und Iller sollen folgen.

    Jäger gehen systematisch gegen Vogel vor

    Im Januar hat eine erste "Verbrämungsaktion" stattgefunden, eine zweite ist geplant. Gemeint ist damit, dass Jäger systematisch gegen den Vogel vorgehen. Das sei absolut notwendig, sagt Born. Er sei den Jägern sehr dankbar, "weil sie etwas tun".

    Vor dem "Fraßdruck" durch den Kormoran sei keine Fischart mehr sicher. Mit viel Aufwand werden Jahr für Jahr im Fischereihof in Salgen die selten gewordenen Fischarten Nase, Barbe, Rapfen, Koppe und Bachforelle hochgepäppelt und Jungfische in den Gewässern ausgesetzt. Ein Großteil davon lande im Magen des Kormorans.

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