Mariele Epple holte sich als 18-jährige den WM-Titel im Riesenslalom. Von unserem Mitarbeiter Ingo Jensen Gunzesried Man kann schon etwas durcheinander kommen mit dem Datum. Schließlich ist es über 20 Jahre her, dass Maria Epple-Beck bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften am Hausberg bei Garmisch-Partenkirchen die Goldmedaille im Riesenslalom erfuhr. 'Am 9. Februar war\'s wohl. Oder war es am 4. Februar und ich hatte die Startnummer 9.' Version zwei stimmt. So dokumentiert es ein Zeitungsausschnitt von damals.
Ein schöner Tag war\'s auf alle Fälle, mit strahlend blauem Himmel: 'Traumhafte Bedingungen für einen Riesenslalom', wie die jüngere der beiden Epple-Schwestern aus Seeg im Ostallgäu weiß. Bis zu besagtem Samstag war es bei der WM besser für die zwei Jahre ältere Schwester Irene gelaufen. Die hatte sich in der Abfahrt bereits die Silbermedaille geholt. Mariele dagegen, die erst 18-jährige, war zwei Tage vor dem Riesenslalom im Slalom als eine der Favoritinnen gleich nach sechs Toren im ersten Durchgang ausgeschieden. 'Da habe ich mich wahnsinnig geärgert, habe aber aus dieser Situation gleich eine riesige Motivation für den Riesenslalom mitgenommen. Ich wollte unbedingt gewinnen.' Das schien auch aufzugehen, denn bereits im ersten Durchgang führte Mariele Epple lange Zeit, ehe ausgerechnet Schwester Irene von der zweiten Startgruppe heraus noch nach vorne fuhr.
Der geschwisterliche Konkurrenzkampf stachelte Maria Epple nur noch mehr an. 'Irene hatte ja schon eine Medaille. Also wollte ich dieses Mal auf alle Fälle schneller sein', erinnert sich Maria Epple-Beck an den aufregenden Tag zurück. 'Der zweite Durchgang war dann Anspannung pur. Ich konnte gar nicht mehr abschalten und habe das auch im Rennen gespürt. Ich wurde im Lauf viel früher müde als sonst, das letzte Drittel bin ich nur noch mit dem Gefühl gefahren, Hauptsache durchkommen und die Ski laufen lassen.'
Der Jubel im Ziel war groß und die Hoffnung, dass der stark drehende zweite Lauf der Schwester, eigentlich eher Abfahrerin, nicht so gut liegen würde wie ihr selbst. 'Schade, dass Irene dann aber vom ersten auf den undankbaren vierten Rang zurückgefallen ist. Es wäre natürlich schöner gewesen, wenn wir beide eine Medaille geholt hätten.' Von Geschwisterneid war dann allerdings keine Spur: 'Irene hat sich riesig mit mir gefreut. Das war einfach toll. Dafür habe ich sie auch bewundert.'
An die Zahl der Gratulanten kann sich Maria Epple-Beck nicht mehr so genau erinnern, wohl aber an den Hunger, der irgendwann am Abend kam. 'Irgendwie hatte ich den ganzen Tag nichts gegessen, so um 11 Uhr abends habe ich in unserem Quartier dann noch einen Eisbecher gegessen.'
Das Knie zertrümmert
Schon bald nach dem 4. Februar 1978 kam die Ernüchterung für Maria Epple. Gleich im ersten Rennen nach der WM zertrümmerte sie sich in Piancavallo bei einem Sturz das Knie. Kreuzbänder, Innenbänder und Meniskus waren kaputt. Da hat mich der Sport zum Nachdenken gezwungen. Heraus kam mittlerweile die Erkenntnis, 'dass ich als Skirennfahrerin aufgrund der Verletzungen leider mein Optimum nicht erreicht habe.' So blieb Maria Epple ihr größtes Ziel, eine olympische Medaille, verwehrt.
Heute zählen andere Dinge. In erster Linie die Familie. Nach der Hochzeit mit WM-Teilnehmer Florian Beck aus Gunzesried stehen die Kinder Florentina (11) und Korbinina (9) im Vordergrund, aber auch das eigene Kosmetikstudion in Gunzesried.