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Völkerkunde mit Augenzwinkern: Holländer

Kempten / Altusried

Völkerkunde mit Augenzwinkern: Holländer

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    Völkerkunde mit Augenzwinkern: Holländer
    Völkerkunde mit Augenzwinkern: Holländer Foto: laurin schmid

    Die Holländer blockieren mit ihren Wohnwagen deutsche Autobahnen, fahren eher schlecht als recht, sind geizig und müssen Gardinensteuer bezahlen, weshalb sie ohne Vorhänge leben. Kees van Surksum, als gebürtiger Rotterdamer waschechter Holländer und seit eineinhalb Jahren Allgäuer, schmunzelt über solche Vorurteile, in denen manchmal auch ein Korn Wahrheit stecke. Die vielen Facetten, die Deutschlands Nachbarn ausmachen, können Klischees freilich nicht abdecken. An drei Montagabenden will der 50-jährige Autor und Mediendesigner den Allgäuern in VHS-Vorträgen beibringen, wie Holländer wirklich sind.

    Ohne eine gute Portion Humor geht das sicher nicht ab, ein bierernstes Sammelsurium vieler Fakten und Zahlen müssen die Besucher der Reihe "Hallo Nachbar" vom 4. bis 18. Oktober nicht befürchten. Dazu ist Kees van Surksum viel zu unterhaltsam und selbstironisch. Boshafte Holland-Vorurteile kennt er zur Genüge und erzählt sie genüsslich - zum Beispiel den Satz, dass Niederländer eigentlich Oberschwaben sind, die es nicht bis nach Schottland geschafft haben. Die Geschichte mit der Gardinensteuer aber stimmt nicht, erklärt der 50-Jährige. Vorhänge hätten im Nachbarland deshalb Seltenheitswert, weil die vom strengen Calvinismus geprägten Bewohner vor allem der Provinzen Nord- und Südholland sonst denken könnten, man habe hinter Vorhängen etwas Sündiges zu verbergen.

    Die Liebe hat den freischaffenden Autor und Designer 2009 ins Allgäu verschlagen, wo er mit seiner Lebensgefährtin in Frohnhofen zwischen Altusried und Wiggensbach wohnt. Und wenn es auf den ersten Blick seltsam erscheint, dass es zwischen dem "Flachland" und dem Allgäu Gemeinsamkeiten geben sollte, hat Kees van Surksum doch viele entdeckt. Gerade die südlichen Provinzen der Niederlande und Belgiens seien hügelig mit grünen Weiden und touristisch geprägt. Beide Regionen, meint der Neu-Allgäuer, würden sich nach außen nicht so stark profilieren wie es möglich wäre: "Man kennt Allgäuer Latschenkiefer und Bergkäse, aber es gibt noch viel Potenzial, das man entdecken muss."

    Als freier Journalist, der viel für Tourismus und Reisebuchverlage gearbeitet hat, hält van Surksum das Marketing fürs Allgäu für "ausbaufähig". Er hätte die Region mit seinem gut ausgebauten Straßennetz längst zum Fahrradparadies umgewandelt und würde mit Knotenpunkten und Routenvorschlägen die Region als ideal für sportliche Tourenfahrer vermarkten. "Besser gut kopiert als schlecht bedacht", schlägt er den Allgäuern vor, von anderen Gegenden etwas abzugucken. Auch kulinarisch betrachtet sei das Voralpenland neben der guten Hausmannskost noch entwicklungsfähig, findet van Surksum.

    Kennzeichnend für Holland und das Allgäu hält der Autor Traditionspflege und regionale Identität. Wogegen in den Niederlanden viele Facetten, Kulturen und Religionen nebeneinander und miteinander leben könnten, hält er für seine neue Heimat einen Rat bereit: "Öffnet das Allgäuer Tor, bewahrt das Brauchtum in einer offenen Welt."

    Infos VHS Kempten (0831)7049650, info@vhs-kempten.de www.vhs-kempten.de

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