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Viola da Gamba beansprucht ganze Aufmerksamkeit

Weiler

Viola da Gamba beansprucht ganze Aufmerksamkeit

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    Viola da Gamba beansprucht ganze Aufmerksamkeit
    Viola da Gamba beansprucht ganze Aufmerksamkeit Foto: thomas gretler

    Barock im historischen Sitzungssaal des Rathauses: Peter Lamprecht und Marc Reichow fanden in Weiler die ideale Umgebung vor, um ihren Zuhörern nahezubringen, wie zu Beginn des 18. Jahrhunderts an den Fürstenhöfen Deutschlands, Englands und Frankreichs musiziert wurde. Ins Zentrum rückten die Musiker ein altes, heutzutage selten gespieltes Instrument, die Viola da Gamba, auch Gambe genannt.

    Die Gamben sind vermutlich im 15. Jahrhundert in Spanien entstanden und bestimmten lange Zeit die Kammermusik von Aristokratie und wohlhabendem Bürgertum in Europa, bevor sie mit dem Aufkommen von Cello und Kontrabass gegen Ende des 18. Jahrhunderts allmählich in Vergessenheit gerieten. Eine Renaissance erlebt die Viola da Gamba, seit die historische Aufführungspraxis gepflegt wird. Peter Lamprecht, ehemaliger Solocellist beim Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, gehört zu den Freunden dieses siebensaitigen Streichinstruments. Das umfangreiche Konzertprogramm in Weiler spielte er hingebungsvoll - und zwar ausschließlich ohne Noten. Aufmerksam begleitete ihn Marc Reichow am Cembalo.

    In ihren Klangfarben ergänzen sich die Instrumente wunderbar. Beim Zusammenspiel sind beide imstande, die Rollen beliebig zu tauschen, sich mal in den Vordergrund zu spielen oder auch unterstützend die Begleitung zu liefern.

    Im letzten Satz der Sonate D-Dur von Karl Friedrich Abel (1723 bis 1987) traten sie in einen scherzenden Dialog. Abgesehen von der gefühlvoll gespielten Passacaille für Cembalo von Jean-Henri DAngelbert (1683 bis 1764) beanspruchte ansonsten fast den ganzen Abend über die mit kunstvollen Intarsien geschmückte Gambe die Aufmerksamkeit der etwa 60 Zuhörer. Die erzählerischen Stücke des englischen Komponisten Tobias Hume (ca. 1569 bis 1645) boten Peter Lamprecht Gelegenheit, alle Ausdrucksmöglichkeiten seines Instruments zur Geltung zu bringen. Vor allem in der Tiefe entwickelt seine Gambe große Strahlkraft.

    Mit Witz gewürzt

    Anklänge an die Renaissance fanden sich in der stimmungsreichen Suite C-Dur des französischen Komponisten Marin Marais (1656 bis 1728). Der letzte, vom Komponisten mit Witz gewürzte und von den beiden Musikern akzentuiert interpretierte Satz dieser Suite gab dem Konzertabend den Namen: "Saillie du Caffé".

    Recht staatstragend kam zum Schluss die Suite G-Dur von Louis de Caix dHervelois (1680 bis 1760) daher. Peter Lamprecht stellte sich und seine Viola da Gamba hier selbstbewusst und sehr präsent vor, was ihm zu Beginn des Abends mit einer Bach-Sonate noch nicht ganz gelungen war. Er hatte im Verlauf des Konzerts deutlich an Intonationssicherheit gewonnen.

    Das nächste Rathauskonzert findet am Sonntag, 11. Oktober, um 20 Uhr statt. Es gastiert ein Klarinetten-Trio.

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