Memmingen (br). - Als gemeinsames Bekenntnis der vier Städte Straßburg, Konstanz, Lindau und Memmingen war die 'Confessio Tetrapolitana' 1530 historisch zwar erfolglos; der Abfassung des Dokumentes vor 475 Jahren wurde gestern Nachmittag im Memminger Rathaus gedacht. Auf dem Augsburger Reichstag wollte der Städtebund seinerzeit im innerreformatorischen Streit um das Abendmahlsverständnis zwischen der Position Luthers und Zwinglis vermitteln. Die 'Tetrapolitana' als Vier-Städtebekenntnis war, wie der Memminger evangelische Dekan Kurt Kräß ausführte, 'eine theologische Schrift, getragen von der Bemühung um Konsens'. Der Straßburger Reformator Martin Bucer hatte damit den Versuch unternommen, in der strittigen Frage um das Abendmahl zwischen dem Schweizer Reformator Ulrich Zwingli und Martin Luther zu vermitteln.
Mit dem darin aufgezeigten 'Königsweg', im Abendmahl gebe Christus sein Leib und Blut zu essen und zu trinken 'zur Speisung der Seelen', blitzten die Städte letztlich bei Kaiser Karl V. ab; beim Reichstag in Augsburg setzte sich die 'Confessio Augustana' durch. Glaubensfragen waren damals auch politische Fragen, wie Kräß und der Memminger Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer klarlegten: Immerhin mussten sich die Memminger 1530 bei einer öffentlichen Abstimmung auf dem Marktplatz entscheiden, ob sie zu ihrem Glauben stehen oder sich dem Kaiser unterwerfen wollten. Bürgermeister Dr. Uwe Birk aus Lindau und Stadtrat Walter Pilz aus Konstanz unterstrichen die bedeutende Rolle der Reformation für die gemeinsame Geschichte der Städte um den Bodensee. Für den Vertreter der Stadt Straßburg, der kurzfristig abgesagt hatte, sprang Md L und Synodale Herbert Müller ein, der die 'Tetrapolitana' als beispielhaft für das Bemühen vor Augen stellte, 'Gräben in einer Gesellschaft zu überwinden'.