Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Wick, Kempten/München - Gerhard Rauch besuchte gestern die internationalen bayerischen Tennis-Meisterschaften beim TTC Iphitos in München und war nicht gerade erfreut. 'Von den Deutschen ist nur noch der Thommy Haas dabei. Die anderen sechs sind raus.' Darunter auch die Allgäuer Profis Dieter Kindlmann aus Blaichach und Daniel Elsner aus Memmingen. Da der 59-jährige Kemptener Steuerberater Rauch als stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister im Tennisbezirk Schwaben quasi der 'Chef' der Allgäuer Tenniscracks ist, wurmt ihn das natürlich besonders. Rauch hat einen Trend im deutschen 'weißen Sport' erkannt, der auch für das regionale Geschehen gilt: 'Uns fehlen einfach die Zugpferde.' Damit erkläre sich auch der jahrelange Rückgang der Mitgliederzahlen in den Tennisclubs, der erst langsam wieder gestoppt wird. Rauch: 'Wir haben verpasst, den Becker-Graf-Stich-Boom in die Gegenwart hin-über zu retten.' Weniger krass ist die Zahl der im Ligen-Spielbetrieb stehenden Mannschaften geschrumpft. Hier habe - so Rauch - eher eine Verlagerung in die höheren Altersklassen stattgefunden. Aber es gebe einen Silberstreif am Horizont. Rauch: 'Gerade beim ganz jungen Nachwuchs, der noch auf dem Kleinfeld spielt, haben wir großen Zulauf.' Allerdings darf man den Nachwuchs nicht verheizen, weiß Hansjörg Schwaier (40). Der gebürtige Bad Wörishofener leitet in München eine Tennisschule und wird vom schwäbischen Ehrenvorsitzenden Wolfgang Duchardt (Kempten) als 'größter Tennisspieler' bezeichnet, 'den das Allgäu je hervorgebracht hat'. Schwaier bezwang vor 20 Jahren mit Boris Becker & Co. die USA im Daviscup und blieb Ball und Schläger bis heute treu.
Seiner Meinung bringt es wenig, wenn Sieben- oder Achtjährige jede Woche stundenlang trainieren und mit zehn oder elf, oft wegen falschem Ehrgeiz der Eltern, den Verein wechseln. 'Von der Struktur her bringt es mehr, sich in kleinen Vereinen wie es im Allgäu viele gibt langsam nach oben zu arbeiten.' Habe man dann ein Level wie Kindlmann oder Elsner erreicht, gebe es nur ein Mittel, um noch weiter nach oben zu kommen: Eiserner Wille. Schwaier: 'Bei vielen unserer Talente vermisse ich einfach den letzten Biss.' Mit viel Biss bis in die 2. Bundesliga haben es die Herren 30 des TC Kempten geschafft. Für Wolfgang Duchardt (72) ein Beweis, 'dass man auch mit Eigengewächsen beachtliches leisten kann'. Alle Spieler kommen aus Kempten und Umgebung. Insgesamt spielen aus dem Tenniskreis Allgäu 25 Teams überregional. Für Gerhard Rauch zwar eine durchaus erfreuliche Zahl, aber: 'Es könnten mehr sein.' Die sportlichen Erfolge zu steigern, hat sich Rauch zum Ziel gesetzt. Beginnen müsse man an der Basis. Tennis als Schulsport weiter zu fördern, sei ein Weg, attraktive Angebote der Vereine für die Jugend ein anderer. Denn schließlich sind gerade in dieser Altersgruppe die immer zahlreicher werdenden 'Fun-Sportarten' eine harte Konkurrenz. i Die Tennis-Rundenspiele im Allgäu finden zunächst an diesem und am nächsten Wochenende statt. Dann folgt eine zweiwöchige Pfingstpause, ehe die restliche Saison gespielt wird. Unsere Zeitung veröffentlicht wöchentlich die Ergebnisse sowie die Halbzeit- und Schlusstabellen.