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Viele denken, wir sind Schmarotzer

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Viele denken, wir sind Schmarotzer

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    Viele denken, wir sind Schmarotzer
    Viele denken, wir sind Schmarotzer Foto: anna fessler

    Kemptenl feß l'Ich bewundere wirklich die Bettler', sagt Karl, denn 'sie haben wenigstens kein Problem damit, sich zu outen'. Der 63-Jährige ist seit knapp vier Jahren arbeitslos und Hartz IV Empfänger. Wie viele andere will er nicht namentlich genannt werden. Denn man werde von der Gesellschaft abgestempelt.

    Ergreifende Geschichten erzählten Hartz IV Empfänger bei der Gesprächsrunde des Erwerbslosenprojektes der Gewerkschaft Verdi. 'So viele Experten und Politiker sprechen darüber, aber die Sicht der Betroffenen kennt niemand', sagt die Leiterin des Projektes, Liane Bertsch. Hinter den Begriffen 'erwerbslos' und 'Hartz IV' stecken schließlich Einzelschicksale. Wie bei Karl. Das Unternehmen, in dem er in leitender Tätigkeit beschäftigt war, ging Konkurs. Er fand wieder eine Arbeit, die er für ein interessantes Angebot verließ: 'Doch das war eine Luftnummer'. Drei Monate bekam er kein Gehalt, dann zeigte er seinen Arbeitgeber an. Dieser ging ins Gefängnis, Karl zum Arbeitsamt. Dass viele den Sozialhilfeempfängern unterstellen, faul zu sein - das belastet Karl und andere Hartz IV Empfänger. 'Die denken doch, wir sind alle Schmarotzer', meint ein Mitte 50iger, der nach einem Unfall nicht mehr arbeiten kann.

    'Jammern hilft auch nicht'

    'Die Folgen von Hartz IV bekommen alle zu spüren. Da es Menschen gibt, die jeden Job annehmen müssen, führt das zu Lohndumping', sagt der Regionsvorsitzender Allgäu/Donau des DGB, Werner Gloning. Hartz IV Beraterin Heide Lechenmüller findet scharfe Worte für die Gesetzgebung: 'Es kann mir niemand sagen, dass eine Mutter ihr Kind mit 2,71 Euro pro Tag versorgen kann.' Aber jammern helfe auch nicht, meint Karl, der so über die Runden komme. Nur sparen kann er nicht - und den Zahnarztbesuch schieb er schon seit einem Jahr.

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