Von Philipp Lochbihler, Buchloe - Seit dem ersten Juli ist die so genannte 'Aut-Idem-Regelung' in Kraft. Diese neue Vorschrift besagt, dass Apotheker ein wirkstoffgleiches Arzneimittel aus dem 'unteren Preisdrittel' abgeben müssen, wenn der Arzt nicht ausdrücklich ein bestimmtes Präparat verschrieben hat. 'Aut-Idem' ('oder das Gleiche') steht in diesem Fall dann auf dem Rezept. Dass diese Regelung wirklich zu den erhofften Einsparungen im Gesundheitswesen führt, bezweifeln die Buchloer Apotheker. Die Inhaberin der St. Nepomuk-Apotheke, Cornelia Christoph, glaubt, dass ein Großteil der Kosten im Gesundheitswesen eher auf die hohen Verwaltungskosten bei den Krankenkassen zurückzuführen sei als auf die Kosten für Medikamente. Die ständig steigenden Ausgaben für Medikamente erklärt sich die Apothekerin durch die Tatsache, dass die Menschen immer älter werden und dadurch einen immer höheren Medikamentenbedarf haben. Die 'Aut-Idem-Regelung' bringt im Alltag ihrer Meinung nach kaum Änderungen mit sich. Christoph stellt aber fest: 'Es ist nicht jeder begeistert, weil die meisten Kunden ihre gewohnten Präparate wollen.'
Fester Anteil Reimporte Als 'verwirrend' bezeichnet Detlev Wiesner, Mitinhaber der Buchloer Marien-Apotheke, die neue Vorschrift. Er müsse das Lager aufgrund dieser Regelung vergrößern, weil er jetzt sowohl die originalen Präparate als auch die günstigeren Reimporte zu bevorraten habe. Unter Reimporten versteht man Medikamente, die ins Ausland exportiert und dort oft billiger verkauft werden. Die Mittel werden dann wieder nach Deutschland importiert und kommen hier zum Auslandspreis auf den Markt. Durch diese Methode entstehen Preisvorteile. 'Der Gesetztgeber schreibt vor, dass ein gewisser Prozentsatz der Medikamente Reimporte sein müssen', erklärt Wiesner. Die 'Aut-Idem-Regelung' mache mehr Arbeit und trage zur Verunsicherung der Kunden bei. Wenn zum Beispiel ein sehr sensibler Asthmatiker zu ihm kommt und ein anderes, wirkstoffgleiches Präparat nehmen müsse, hält dies der Apotheker für sehr bedenklich. Meistens würden die Ärzte ohnehin schon Medikamente aus dem unteren Preisdrittel verschreiben, so dass die neue Vorschrift zur Ausgabenbegrenzung überhaupt nicht zum Tragen kommt, glaubt Dr. Josef Kotel, Mitbesitzer der Buchloer Hindenburg-Apotheke. 'Die Ärzte sind schon länger auf günstige Präparate eingeschworen', so Krotel. Auch er hat festgestellt, dass die Patienten zwar über das neue Gesetzt informiert sind aber trotzdem weitgehend ihre gewohnten Präparate wollen. Nach Meinung Krotels sei die 'Aut-Idem-Regelung' durch ihre vielen Ausnahmen ohnehin 'sehr verwässert'. Auch Elke Klingner, Besitzerin der Anna-Apotheke in der Gennachstadt, zeigt sich skeptisch. Sie befürchtet, das die Zuverlässigkeit, mit der die Patienten ihre Medikamente einnehmen - die Apotheker sprechen von 'Compliance' - schlechter wird, weil die neue Regelung die Kunden 'auf der ganzen Linie verunsichert'. Nach Meinung der Apothekerin sollte es den Patienten freigestellt bleiben, welches Medikament sie auswählen. Der Behauptung, dass diese neue Regelung zu Einsparungen im Gesundheitswesen führt, steht die Apothekerin kritisch gegenüber. Auch ihrer Meinung nach trage die Neuregelung kaum dazu bei, dass weniger Geld für das deutsche Gesundheitswesen ausgegeben werden muss.