Ostallgäu (rf). - 60 Prozent der bayerischen Tierwelt sind in ihrem Bestand bedroht. Auch im Allgäu gelten zahlreiche Arten als gefährdet. Reinhold Faulhaber vom Bund Naturschutz stellt etliche dieser seltenen Exemplare vor. Heute: der Iltis. Das indogermanische Wort für Gestank bildet die Wurzel seines Namens. Und tatsäch-lich: Bei Bedrohung durch Fuchs, Hund oder Uhu lässt der Iltis erst einen gellenden Drohschrei ertönen und spritzt seinen Feinden dann ein übelriechendes Sekret aus den Afterdrüsen ins Gesicht. Meist wird diese Verteidigung nach Stinktierart mit Erfolg gekrönt. Auch Pirschwege und seinen Erdbau markiert er mit durchdringendem Duft. Was ihm im Volksmund den Titel 'Stinkmarder' eingebracht hat. In unserer Region kommt er (jeweils in Gewässernähe) von den Niederungen bis zur Baumgrenze verstreut vor. Während der Paarungszeit von März bis Juni geht es zwischen den Geschlechtern recht rau zu. Ohne viel Zeit mit einem Werbezeremoniell zu verschwenden, packt der Rüde die Fähe (Weibchen) mit seinen Zähnen am Genick. Diese fällt sofort wie ein Iltisbaby in die so genannte Trageschlaffe. Willenlos lässt sie sich so vom Rüden eine Stunde durch die Gegend schleifen. Verliert er sie dabei und bekommt sie nicht wieder am Genick zu fassen, wird die vorher so Willige zur wild um sich beißenden Furie.
Stürmisches Vorspiel Nach diesem stürmischen Vorspiel kommt es - ohne den Nackenbiss zu lösen - zur Paarung. Entwicklungsgeschichtlich handelt es sich hier um eine Frühform des Paarungsverhaltens von Säugetieren, das kaum Zärtlichkeit und persönliche Sympathie erkennen lässt. Das riskante Hochzeitsritual verläuft nur dann ohne tödliche Zwischenfälle, wenn die Iltisse bereits in ihrer Kindheit im Spiel oft Gelegenheit hatten, den Nackenbiss zu üben. Die meist fünf bis sechs Jungen bleiben ein Vierteljahr bei der Mutter, die ihnen Jagd-, Schwimm- und Tauchunterricht erteilt. Das bei Geburt weiße, seidige Fell bleibt nur in der Gesichtszeichnung erhalten. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere erbeuten vor allem Mäuse und Ratten, aber auch Frösche, Kröten und Schlangen. Bei ausgegrabenen Hummelnestern wissen sie auch den Honig zu schätzen.
Überwintern in Ställen Im Winter nistet sich der Iltis gerne in Schuppen und Ställen ein, ohne dabei wie der verwandte, wesentlich besser kletternde Steinmarder, mitten in Siedlungen aufzutauchen. Eine Haustierform des Iltis stellt das bereits im 4. Jahrhundert vor Christus von Aristoteles erwähnte Frettchen dar. Diese Albinoform (rote Augen, weißliches Fell) wird zur Kaninchen- und Rattenjagd eingesetzt. Schon bei den Germanen waren die haltbaren Felle der Iltisse wegen ihrer Zweifarbigkeit als Bekleidung und Schmuck beliebt.
Iltis bevorzugt Feuchtgebiete Bei nicht besonders intensiver Bejagung wurden allgäuweit im letzten Jagdjahr 58 Stück erlegt oder in Fallen gefangen. Wichtig wäre für den Iltis neben jagdlicher Zurückhaltung vor allem der Erhalt der Auwaldreste und anderer reich strukturierter Feuchtgebiete.