Das Thema bewegt die Gemüter und so kamen mehr als 200 Wertacher in den Engelsaal, um gemeinsam mit Bürgermeister Eberhard Jehle über das Verkehrskonzept im Ort zu diskutieren. Seit drei Monaten läuft die Testphase mit Tempo 30 im gesamten Ortskern und der Rechts-vor-links-Regelung. In einer Unterschriftenaktion hatten sich mehr als 700 Bürger gegen "rechts vor links" ausgesprochen. Heute entscheidet der Gemeinderat über das weitere Vorgehen.
Die Diskussion verlief angeregt und kontrovers, aber sachlich. Viele Wertacher meldeten sich zu Wort. "Ich wohne in der Langgasse und sehe oft, wie vier Autos an der Kreuzung stehen und keiner weiß, wie er fahren darf", erzählte Margot Mottl. "Ich bin jedes Mal froh, wenn mein Kind mit dem Fahrrad wieder heil heimkommt." Auch einige Landwirte beklagten sich, dass es mit schwer beladenen Gefährten schwierig sei, um die aufgestellten Blumenkübel herumzufahren und oft anhalten zu müssen. "Ich fahre im Sommer manchmal 17 Mal am Tag durchs Dorf. Denken Sie, es macht Spaß, wenn man dauernd halten muss?", sagte etwa Alfred Jörg.
Andere kommen mit der momentanen Situation gut zurecht: "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es ist ruhiger geworden im Ort", sagte Stefanie Juch. Zur Sicherheit der Kinder meldete sich die ehemalige Schulleiterin von Wertach, Karola Hartung, zu Wort: "Die Kinder lernen das. In der Verkehrserziehung haben sie eine ganze Einheit mit dem Thema rechts vor links". Sie selbst sei anfangs gegen das neue Konzept gewesen, aber inzwischen habe sie sich daran gewöhnt. Und einen Tipp hatte Hartung auch gleich: "Ich schalte gar nicht erst in den dritten Gang".
Viele Beiträge hatten zum Inhalt, dass Tempo 30 und "rechts vor links" grundsätzlich nicht schlecht seien, aber einige Veränderungen gemacht werden sollten: Etwa, die Hauptstraße weiterhin vorfahrtsberechtigt zu lassen oder zumindest an schlecht einsehbaren, kleinen Straßen wieder Schilder anzubringen. Der Verkehrsfluss müsse erhalten bleiben, war ein oft gehörtes Argument. Besonders die Postkreuzung wurde als kritischer Punkt gesehen.
Bürgermeister Jehle betonte, dass ihm das Miteinander im Straßenverkehr wichtig sei. Bisher habe es noch keinen Unfall gegeben. Messungen an sieben Tagen im Oktober hätten ergeben, dass rund 9300 Fahrzeuge auf der Umgehung fuhren. Jehle: "Die wären früher alle durch den Ort gefahren.
" Die Umgehung müsse man nutzen, um das Ortszentrum für den Menschen aufzuwerten - also zu beruhigen und so für Einheimische und Gäste attraktiv zu machen.