Als die Mitgliederversammlung der "Freunde und Förderer der Kreisklinik Ottobeuren" zu Ende war, herrschte weitgehend Ratlosigkeit bei den rund 75 Teilnehmern. Im Verlauf des Abends war Vorsitzende Siegrid Epple von ihrem Amt zurückgetreten. Gleichzeitig wurde der komplette Vorstand abberufen. Nachdem Zweiter Vorsitzender Werner Hoffmann bereits im August vergangenen Jahres sein Amt niedergelegt hatte, musste eigentlich ein komplett neues Führungsteam gewählt werden. Doch keiner der vorgeschlagenen Kandidaten war bereit, sich zur Verfügung zu stellen.
In Epples letztem Bericht stand die Entwicklung der Mitgliederzahl im Mittelpunkt. 43 Kündigungen seien seit Januar 2009 bei ihr eingegangen. "Dem stehen gerade einmal 21 Beitritte gegenüber", so Epple. Vor allem seit Ende Mai sei ein deutlicher Mitgliederschwund zu verzeichnen, den sie mit der Kündigung des Ottobeurer Chefarztes Dr. Wolfgang Pflederer und des Vorstands der Kreiskliniken Alois Hawner verband. Beide hatten qua ihres Amtes dem Vorstand des Vereins angehört. Dabei zitierte sie einige Kündigungsschreiben, die sich allesamt auf diesen Vorfall bezogen.
Laut Epple sind auch Vorstandsmitglieder des Fördervereins für die Entlassungen mitverantwortlich gewesen. Ohne die Namen zu nennen, meinte sie damit Karin Berger-Haggenmiller und Doris Kienle, die beide dem Kliniken-Verwaltungsrat angehören. Die Würde der Gekündigten und deren Familien sei "mit Füßen getreten worden", so Epple. Da eine respektvolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit innerhalb des Vorstands nicht mehr möglich sei, trete sie mit sofortiger Wirkung von ihrem Amt zurück.
Karin Berger-Haggenmiller übernahm danach kurzzeitig die Leitung der Versammlung. Sie dankte der scheidenden Vorsitzenden für deren "großartige Arbeit" und nahm zur Kündigung von Hawner und Pflederer Stellung. Sie sei im Verwaltungsrat für diesen Schritt gewesen, bestätigte Berger-Haggenmiller.
"Am Ende nur Verlierer"
Dass diese Entscheidung jedoch "über die Presse so hoch geschaukelt wurde", sei eine "absolute Katastrophe" gewesen. "Am Ende gab es nur Verlierer." Es sei nicht mehr möglich gewesen, alle Mitglieder des Vorstands an einen Tisch zu bekommen.
Da laut Epple zehn schriftliche Anträge zur Abberufung des kompletten Vorstands vorlagen, musste darüber abgestimmt werden. 50 Mitglieder waren dafür, 20 stimmten dagegen. Bei der anschließenden Suche nach einem Kandidaten für den Vorsitz sagten die vorgeschlagenen Mitglieder, darunter der ehemalige Vorsitzende Franz Josef Rau und Berger-Haggenmiller, reihenweise ab. "Das Thema habe ich abgehakt. Es macht keinen Sinn zu kandidieren, wenn einem zuvor 50 Mitglieder das Misstrauen ausgesprochen haben", sagte Berger-Haggenmiller nach der Veranstaltung.
Doris Kienle, ebenfalls Mitglied im Vorstand, erklärte, sie habe zwar geahnt, dass die Abberufung des Vorstands zur Abstimmung kommen könnte. "Offiziell habe ich jedoch im Vorfeld nichts davon erfahren."
Misstrauensvotum "oberheftig"
Das Misstrauensvotum sei angesichts der geleisteten Arbeit "oberheftig", so Kienle. Am Ende sprach sich die Mehrheit der Mitglieder dafür aus, dass der neue Ärztliche Direktor Dr. Stephan Fritz, der durch seine Funktion automatisch dem Vorstand angehört, die nächste Versammlung organisieren soll. In der Zwischenzeit sind die Mitglieder aufgerufen, Kandidaten vorzuschlagen. Epple erklärte am Rande der Versammlung, ihren Verbleib im Förderverein von der Zusammensetzung des neuen Vorstands abhängig zu machen.