Nachdem die zweite Tarifrunde im öffentlichen Dienst für Beschäftigte von Bund und Kommunen ergebnislos blieb, will die Gewerkschaft ver.di ihre Warnstreiks intensivieren - auch im Allgäu. Wann und wo Beschäftigte ihre Arbeit niederlegen werden, will die Gewerkschaft am Mittwoch, 1. März, im Zuge eines Arbeits- und Delegiertenstreiks in Kempten festlegen.
Die Arbeitsniederlegungen am Mittwoch, 1. März, werden noch keine Auswirkungen auf den Alltag der Allgäuer haben, erklärt Werner Röll, Bezirksgeschäftsführer von ver.di im Allgäu, gegenüber all-in. Anders schaut es mit den geplanten Warnstreiks in den kommenden Wochen aus. "In den nächsten drei Wochen wird einiges passieren", kündigt er an. „Bis zur 3. Verhandlungsrunde am 27. März finden jetzt Warnstreiks im gesamten Bezirk, vom Westallgäu bis Weilheim-Schongau statt!“ Dort stehen kleinere und größere Warnstreiks an, ehe es am Schluss einen ganz großen geben werde - "wenn die Leute mitmachen, aber davon gehen wir aus", sagte Röll. Was genau geplant ist, werden die Delegierten am Mittwoch, 1. März, in Kempten besprechen. An diesem Tag werden zudem Allgäuer beim bayernweiten Azubi- und Jugend-Warnstreik in Nürnberg teilnehmen.
Mehrere Warnstreiks sind im Allgäu geplant
Was Röll aber schon jetzt sagen kann: Die Streiks werden sicher die Kliniken in der Region betreffen. Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes arbeiten außerdem nicht nur in den Verwaltungen der Allgäuer Kommunen, sondern auch in Behinderteneinrichtungen, in Sozialpflegedienste, bei der Bundeswehr sowie in den Bauhöfen, Gärtnereien und der Abwasserversorgung. Sie alle könnten in den kommenden Wochen ihre Arbeit niederlegen.
Ver.di und Beamtenbund sind enttäuscht über erstes Angebot
Vergangene Woche hatten Arbeitgeber für die rund 2,5 Millionen Angestellten von Bund und Kommunen ein erstes Angebot vorgelegt. Das sah eine lineare Erhöhung der Löhne um drei Prozent zum 1. Oktober und zwei Prozent zum 1. Juni 2024 über eine Laufzeit von 27 Monaten vor. Dazu sollte eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in zwei Raten von 1.500 und 1.000 Euro kommen.
Sowohl für ver.di als auch für den Deutschen Beamtenbund (dbb) war dieses Angebot aber nicht akzeptabel. "Das Angebot der Arbeitgeber sorgt, was Höhe, Laufzeit und den fehlenden sozialen Ausgleich betrifft, bei den Kolleginnen und Kollegen für Enttäuschung und Ablehnung. Sie empfinden es als respektlos und werden sich nicht damit abfinden“, sagte der ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführer Frank Werneke: „Mit den Inhalten ihres Angebots lösen die Arbeitgeber den Tarifkonflikt nicht. Die Konsequenz ist: Die Warnstreiks werden ausgeweitet.“
dbb-Chef spricht von "unfairer Mogelpackung"
Zu diesem Schluss kam auch dbb-Chef Ulrich Silberbach. „Bund und Kommunen sind offenbar weiterhin nicht wirklich abschlussinteressiert.“ Er sprach mit Blick auf das Angebot von einer "unfairen Mogelpackung". "So verhindert man weder die drohenden Reallohnverluste der Beschäftigten – vor allem in den unteren Einkommensgruppen – noch wird man den Anforderungen an einen konkurrenzfähigen öffentlichen Dienst gerecht.“
Ver.di fordert 10,5 Prozent mehr Lohn
Ver.di fordert für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommun eine Anhebung der Einkommen um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden.