Fini Kathan schließt Frauenzeller Dorfladen Kunden singen. Von Mathias Wild Altusried-Frauenzell 'Muss i denn, muss i denn zum Lädele hinaus?' Aus voller Brust singen Willi Ziesel und Klaus Hippmann ihr Ständchen für Fini Kathan und alle Kunden stimmen ein. Trotz der musikalischen Einlage und einem lustigen Gstanzl ging es gestern Vormittag wehmütig zu im Frauenzeller Dorfladen. Denn Fini Kathan öffnet in wenigen Tagen zum letzten Mal ihr Traditionsgeschäft an der Kirche. 34 Jahre lang stand sie als Besitzerin hinter der Theke, im neuen Jahr geht diese Ära zu Ende: 'Jetzt bin ich alt genug, irgendwann muss Schluss sein', sagt die 71-Jährige energisch. Ein Entschluss, den vor allem die älteren Bürger von Frauenzell sehr bedauern.
Zum nahenden Ladenschluss war es Hippmann und Ziesel ein ganz besonderes Anliegen, 'ihrer Fini' ein Ständchen zu bringen. Schon als kleiner Schulbub kam der heute 60-jährige Willi Ziesel in den Laden 'zum Guatsle kaufen', wie er lachend erzählt. Und obwohl er jetzt in Kißlegg wohnt, fühlt er sich dem Geschäft und dessen Inhaberin noch immer verbunden. 'Schließlich habe ich nur schöne Erinnerungen daran.' Ähnlich sieht es Klaus Hippmann (58) aus Krugzell: 'Wir sind mit dem Laden groß geworden.'
Von ihrer Tante hat Fini Kathan den Dorfladen 1967 übernommen. Über 100 Jahre war er fester Bestandteil des Dorflebens. Mit ihm stirbt nicht nur einer der letzten richtigen Tante-Emma-Läden im Raum Kempten, sondern auch ein Stück Ortsgeschichte. Dabei ist das kleine Geschäft mit der großen Auswahl von Grundnahrungsmitteln über Zeitungen und Zeitschriften bis zu Seife und Socken war dort alles zu haben für viele mehr als nur ein reiner 'Nahversorger'. War das alte Gemäuer doch auch stets Treffpunkt für Ratsch und Tratsch im Ort.
Der persönliche Kontakt zu den Kunden war es auch, der Fini Kathan all die Jahre besonders am Herzen lag. 'Im Supermarkt traut man sich ja nicht mal mehr etwas zu fragen', schimpft sie. 'Das war bei mir immer anders.'
'Ich finde es schade, dass sie aufhört, denn ich bin gerne hergekommen', erzählt Egit Küber. Acht Jahre lang drückte der Senior aus Frauenzell die Schulbank mit der Ladeninhaberin. Auch Karlheinz Locher wird sie vermissen und seine Zeitung künftig wo anders kaufen müssen. 'Aber es gibt ja noch den Bäcker gleich gegenüber', beruhigt Fini Kathan.
Nur am Feiertag geschlossen
Dass sie den Ruhestand verdient hat, davon sind alle ihrer Stammkunden überzeugt. Schließlich hatte ihr Laden während der vergangenen 34 Jahre außer an Sonn- und Feiertagen kein einziges Mal geschlossen. Und Urlaub, erzählt die ledige 71-Jährige, sei in dieser Zeit ein Fremdwort gewesen. Nachholen will die bodenständige Oberallgäuerin dieses Defizit freilich nicht: Schließlich sei das Wegfahren 'eh nicht so mein Ding', verrät sie.
Doch was fängt Fini Kathan mit der vielen freien Zeit an? 'Ich habe viele Dinge aufgeschoben, die müssen jetzt alle erledigt werde.' Außerdem habe sie genug Hausarbeit. 'Und im Sommer gibt es im Garten eine Menge zu tun', kündigt sie an. Und kräftig zupacken, das ist sie ja gewöhnt.