Memmingen/Unterallgäu (bhb). - Nicht nur in den Metropolen sprudeln die Quellen künstlerischen Schaffens. Zum dritten Mal lud deshalb der Berufsverband der Bildenden Künstler (BBK) Schwaben-Süd am Wochenende in 'Offene Ateliers' im gesamten Allgäu ein. Fünf der insgesamt 33 beteiligten Künstler leben und arbeiten in Memmingen und im westlichen Unterallgäu. Rund 100 Kilometer galt es für eine Rundreise zu ihren Werkstätten zu bewältigen, einen Streifzug voller beeindruckender Begegnungen in einer im doppelten Sinne großartigen Kultur-Landschaft. Bei Pit Kinzer in Markt Rettenbach beginnt unsere Tour durch die Ateliers. Er hat den gelungenen Prospekt dazu gestaltet, mit einer detaillierten Landkarte, die zielgenau selbst in entlegenste Winkel im Landkreis führt. Im roten Arbeitsoverall empfängt der Maler und Grafiker die Gäste in seiner 'Galerie am Schloss'. Seine neueste, bereits hochgelobte Fotoserie 'Amsterdamned' dominiert den Galeriebereich, in der Werkstatt bereitet er Holzschnitte vor, die in ihrer konsequenten Reduzierung weg von der geschnitzten Form hin zur bloßen Struktur eher als 'Holzdrucke' zu bezeichnen sind. Schöne Grüße an den Kollegen Dieter Schütz in Erkheim, der nächsten Station, gibt Kinzer (wie später manch anderer) mit auf den Weg. Im lichtdurchfluteten, neu gebauten Atelier entfalten dessen oft großformatige Bilder von expressiver Farbigkeit ihre volle Wirkung. 'Wir kennen seine Bilder und wollten einmal sehen, wer dahinter steckt', meint ein Ehepaar, das die Gelegenheit nutzt, mit dem Künstler über Arbeitstechniken zu diskutieren. Auf Video ist der unter anderem bei ihm gedrehte Film 'Atelierbesuche in Memmingen' zu sehen. Schütz stellt auch ältere, noch gegenständliche Werke aus, 'damit man den Weg zum heute sieht', wie er sagt. Nächstes Ziel ist Werner Mayer in Frickenhausen. Wohnzimmeratmosphäre erwartet die Gäste in den Räumen unterm Dach, die Arbeitsplatz und unzählige Werke des gelernten Lithographen beherbergen. Religiöse Motive und Landschaften sind die bevorzugten Themen in den Aquarellen und Tuschzeichnungen. 'Wann kommt man schon so einfach zu den Leuten rein?', sagt eine Hobbymalerin, die sich wie viele andere vorgenommen hat, an beiden Tagen mehrere 'Offene Ateliers' zu besuchen.
Dunkle Farben, bunte Fröhlichkeit Eine längere Fahrt durchs sommerliche Unterallgäu führt weiter zu einer Handvoll Höfe in Greiters hinter Legau. Kaum größer könnte der Kontrast vom vorher gesehenen, eher in dunklen Farben gehaltenen Werk Mayers, zur bunten Fröhlichkeit der Bilder und Skulpturen auf dem Anwesen von Sabeth und Peter Ebenhoch sein: Dynamische und zugleich überaus anmutige Objekte zum Thema Tanz hat Sabeth Ebenhoch aus alten landwirtschaftlichen Geräten gefertigt, die hervorragend mit Peter Ebenhochs farbenkräftigen, abstrakten Landschaften korrespondieren. Beinahe erliegt man der Versuchung, in den verschiedenen Gebäuden und dem idyllischen Außengelände länger zu verweilen, aber schließlich steht noch ein Abstecher ins (immerhin kleinstädtische) Werkstattatelier von Agnes Keil in Memmingen auf dem Programm. Schier unerschöpflich auch hier die Impressionen, die in der über mehrere Etagen arrangierten Ausstellung mit Eisenskulpturen, Holzplastiken, Möbelstücken und Bildern auf das Auge des Besuchers warten. Zum ersten Mal hat sich die Künstlerin heuer an der Aktion 'Offene Ateliers' beteiligt und ebenso wie ihre Kollegen den Dialog mit den Betrachtern gerne angenommen.