Unterthingau (vit). - Eigentlich sollte Bürgermeister Georg Rauch nach einer Operation gestern wieder die Amtsgeschäfte im Markt Unterthingau aufnehmen. Doch dazu kam es nicht mehr: In der Nacht zu Montag starb der 51-Jährige völlig überraschend. Bestürzt reagierten gestern nicht nur die Unterthingauer auf diese traurige Nachricht. Denn der Landwirt, der seit 1993 ehrenamtlich an der Spitze seiner Gemeinde stand, wurde im weiten Umkreis wegen seiner ruhigen und ausgeglichenen Art sehr geschätzt. Er hinterlässt eine Frau und vier Kinder. Rauch kam am 2. Januar 1955 im Unterthingauer Ortsteil Ried zur Welt. Nach dem Fach-abitur begann er 1974 eine landwirtschaftliche Lehre und übernahm 1980 den elterlichen Bauernhof. Von 1982 bis 1993 war er Obmann des Bayerischen Bauernverbandes in Oberthingau. 1984 wählten ihn die Bürger mit 29 Jahren in den Marktrat seiner Heimatgemeinde. Seine Arbeit wurde geschätzt. Dies war der Grund, warum ihn seine Ratskollegen 1990 zum Zweiten Bürgermeister bestimmten. Als Anton Boneberg 1993 aus Altersgründen als Bürgermeister aufhörte, bewarb sich Rauch um seine Nachfolge und versprach mit Blick auf seinen Hof: 'Die Gemeinde wird immer an erster Stelle stehen.'
Mit 96,5 Prozent gewählt Nominiert wurde er damals von mehreren Wählergruppierungen. Und trotz eines Gegenkandidaten erreichte er auf Anhieb 88 Prozent der Stimmen. 1996 wurde er sogar mit 96,5 Prozent im Amt bestätigt. Nach 'Reibungsverlusten', so Rauch, erhielt er 2002 von 88,4 Prozent erneut die Zustimmung. Seit 1996 gehörte Rauch für die CSU zudem dem Ostallgäuer Kreistag an, wo er seit 2002 die Interessen seiner Fraktion auch im wichtigen Kreisausschuss vertrat. Rauch, der Lesen, Reiten, Bergwandern und Schwimmen zu seinen Hobbys zählte, bemühte sich in den vergangenen 13 Jahren unermüdlich um die Weiterentwicklung des Marktes Unterthingau. Trotz umfassender Investitionen in die Infrastruktur verlor Rauch nie den Blick auf die finanzielle Situation der Gemeinde. So fiel in seine Amtszeit der Bau der Abwasserbeseitigungsanlage einschließlich der vollbiologischen Kläranlage. Zudem entstand die Wasserversorgungsanlage für Reinhardsried, der Kindergarten in Unterthingau wurde umgebaut und in allen Ortsteilen gab es Straßensanierungen. Bemüht hat sich Rauch auch um ein maßvollen Wachstum und Zuzug. Dabei sorgte er zusammen mit dem Marktrat für erschwingliche Baulandpreise. Die Bauleitplanung trug gute Früchte: Vor gut einem Jahr zog die Firma Allmatic Jakob mit 70 Arbeitsplätzen nach Unterthingau, eine weitere Firma ähnlicher Größe soll demnächst folgen. Damit erfüllte sich auch Rauchs Wunsch, in der Gemeinde nicht nur Wohngebiete auszuweisen, sondern auch Arbeitsplätze zu schaffen. Ein ganz besonderer Höhepunkt aber waren im vergangenen Jahr die Feiern zum 1250-jährigen Bestehen von Unterthingau.
Ausgeglichener Mensch Georg Rauch wurde nicht nur von seinen Mitarbeitern und Ratskollegen als ruhiger, ausgeglichener Mensch geschätzt, der eine angenehme Ausstrahlung hatte. Dabei überzeugte er durch seine fachliche Kompetenz, die ihm half, die Marktratssitzungen souverän zu leiten und auch bei schwierigen Themen eine gemeinsame Entscheidung herbeizuführen. Georg Rauch und seine Frau Marlene zogen zusammen vier Kinder groß. Die beiden Söhne sind 14 und 25 Jahre alt, die Töchter 19 und 24 Jahre. Der genaue Termin für die Beerdigung von Georg Rauch stand gestern noch nicht fest.