Liebenswert ist er, der Allgäuer, aber auch ein wenig schrullig und manchmal kann er arg dickköpfig sein. Eines hält ihn freilich immer zusammen: Kässpatzen. Die kann der Allgäuer zu jeder Tages- und Nachtzeit verdrücken.
Das jedenfalls erzählen die Kluftinger-Krimis seit zehn Jahren über die Allgäuer, und die Rekordauflagen der Bücher zeigen: Die Leute lieben ihren Kluftinger.
Auch Jochen Geyer aus Mindelheim gehört zu ihnen. Er trägt sogar dieselben Fellschuhe wie Kluftinger und verschlingt regelrecht die Bücher der Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr. 'Die Allgäuer werden in den Büchern perfekt beschrieben', sagt er. Geyer ist Beamter bei der Bundespolizei in München und findet, auch sein Berufsstand werde von den Autoren gut getroffen.
Seine Frau Laura, die im städtischen Kindergarten in Mindelheim arbeitet, teilt die Begeisterung ihres Mannes für Kluftinger. Als sie vorigen Sommer in der Zeitung gelesen hatte, für zwei Kluftinger-Verfilmungen werden Komparsen gesucht, zögerten die beiden keine Minute.
Online bewarben sie sich, wo sie auch einen Fragebogen ausfüllen mussten. Lange Zeit hörten sie nichts, dann wurden sie aufgefordert, sich 'casten' zu lassen. Auch das lief online.
Im September vergangenen Jahres klingelte an einem Freitagnachmittag das Telefon bei Geyers daheim in Mindelheim. Eine Mitarbeiterin der Filmgesellschaft war dran mit der guten Nachricht: Laura Geyer ist genommen. Die 36-Jährige soll als Krankenschwester Barbara in einem der Filme auftreten. Immerhin 750 Bewerbungen waren eingegangen.
Die familiäre Freude freilich war etwas getrübt, weil ihr Mann offenbar nicht gebraucht wurde. Und so fragte Laura Geyer extra noch einmal nach, ob nicht auch noch ein Polizist benötigt werde. Nach ein paar Wochen kam dann der erhoffte zweite Anruf. Ob ihr Mann sich vier Drehtage freinehmen könne.
Viel Zeit zum Überlegen habe er aber nicht. Am besten, er sagt gleich zu. Einen Polizeibeamten suchten die Filmleute zwar nicht. Aber immerhin durfte Geyer in die Rolle eines Justizvollzugsbeamten schlüpfen.
Gedreht wurde in Bad Grönenbach, in Memmingen, Aichstetten und Ottobeuren. Laura Geyer durfte sogar zweimal ran. Sie ist auch noch als Zivilfahnderin der Polizei zu sehen.
Die Drehtage haben beide als großartig erlebt. Am Anfang allerdings waren sie sehr gespannt, was da alles auf sie zukommt. Immerhin: Sie mussten keine Texte erlernen, beide hatten stumme Rollen zu spielen. Um 6 Uhr in der Früh standen sie schon bereit und warteten auf ihre Kurzeinsätze, die manchmal aber zehn, zwanzig Mal wiederholt wurden, bis der Regisseur zufrieden war.
Jochen Geyer, der seit Anfang September 43 Jahre alt ist, war besonders von der Professionalität der Schauspieler beeindruckt. Sie waren immer gut gelaunt und freundlich. Sobald es aber ernst wurde, gingen sie noch einmal im Geist ihre Texte durch. Wie auf Knopfdruck spulten sie dann die Szene ab.
Besonders beeindruckt hat die beiden, wie freundlich die Stars mit den Komparsen umgegangen sind. Herbert Knaup hat sich zum Essen mitten unter sie gesetzt. Und auch Fred Stillkrauth hatte immer ein freundliches Wort für die Helfer übrig. Alle seien sehr lustig gewesen und hätten immer einen Witz auf Lager gehabt, erinnert sich Laura Geyer.
Zuvor hatten sie sich keine Vorstellung vom Aufwand eines Filmdrehs gemacht. Da sind manchmal 40 Leute im Einsatz, um die Szenen von zwei Schauspielern einzufangen. Das sei sehr beeindruckend gewesen. Bis abends um 20 Uhr liefen die Dreharbeiten, und alle seien hellwach gewesen. Das war für alle Beteiligten auch körperlich sehr anstrengend.
Seither sehen die beiden Mindelheimer Filme mit anderen Augen. 'Wir fragen uns immer wieder, wie eine Szene gedreht wurde', sagt Laura Geyer.
Jetzt freuen sie sich erst mal auf den Film, der zu bester Sendezeit in der ARD läuft. Diesen Fernsehabend werden sie sich keinesfalls entgehen lassen. Die ARD zeigt an den kommenden Donnerstagen zwei Kluftinger-Filme. Herzblut läuft am 24. November und Schutzpatron am 1. Dezember, jeweils um 20:15 Uhr.