Jakob Gallbronner sprüht vor Energie, als er das Chefarztbüro von Prof. Dr. Carsten Gutt im Klinikum Memmingen betritt. "Es ist ein Erlebnis, Sie nach zehn Jahren wieder zu treffen, denn Ihnen verdanke ich mein Leben", sagt der 86-Jährige zu dem Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, der ihn damals in einem aufwendigen Eingriff operiert hatte.
Überlebenschancen gering
Jakob Gallbronner weiß, welch großes Glück er hatte. Denn das Bauchspeicheldrüsenkarzinom gehört zu den Krebserkrankungen mit schlechter Prognose. Weil solche Tumore meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt würden, seien die Überlebenschancen der Patienten nicht sehr hoch, erklärt Prof. Gutt. "Statistisch gesehen war die Chance, zehn Jahre nach der Diagnosestellung noch zu leben, sehr gering. Doch das hat sich heute teilweise geändert". Auch bei Jakob Gallbronner aus dem schwäbischen Raunertshofen (Landkreis Neu-Ulm) war der Krebs am Bauchspeicheldrüsenkopf schon weit vorangeschritten. Als er Gewicht verloren und Bauchschmerzen hatte ging der ehemalige Landwirt zum Arzt. Noch am selben Tag wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. "Die ganze Familie fand sich damals am Krankenbett ein und wir haben nur noch geweint", erzählt seine Tochter Gerda Steinruck.

Radikale Operation
In einer mehrstündigen Operation entfernten Prof. Dr. Gutt und sein Chirurgenteam einen großen Teil der Bauchspeicheldrüse, den Zwölffingerdarm, die Gallenblase mit einem Teil der Gallengänge sowie angrenzende Lymphknoten, die teilweise bereits befallen waren. "Nur durch diese radikale Entfernung des Tumors und der daran angrenzenden Strukturen und die Kombination mit einer Chemotherapie besteht bei den betroffenen Patienten eine Chance auf Heilung", erklärt Prof. Gutt. Die Operation an der Bauchspeicheldrüse gilt als eine der schwierigsten in der Visceralchirurgie (Bereich der Chirurgie, der sich mit den Eingeweiden beschäftigt, von der Speiseröhre bis zum Enddarm). Das liegt unter anderem an der anatomischen Lage der Bauchspeicheldrüse, die sich tief im Bauchraum befindet und in unmittelbarer Nähe zu lebenswichtigen Gefäßen liegt wie Aorta, Pfortader und den Ursprüngen der Eingeweidearterien.
Klinikum Memmingen ist Zentrum für Bauchspeicheldrüsenkrebs
Als "zertifiziertes Pankreaskarzinomzentrum" verfügt das Klinikum Memmingen allerdings über eine "hohe Expertise in der Entfernung des Bauchspeicheldrüsenkrebses", erklärt Prof. Gutt, der laut Klinikum Memmingen schon mehrere Studien zum Thema Pankreaschirurgie initiiert und durchgeführt hat. "Diese Operationen laufen bei uns hoch standardisiert, mit modernster Technik teilweise sogar minimal-invasiv und ohne großen Blutverlust ab. Dadurch erholt sich der Patient auch schnell."
Normales Leben trotz Chemotherapie
Nach der Operation musste Jakob Gallbronner noch eine Chemotherapie durchführen. Dabei litt er unter Geschmacksveränderungen und Appetitlosigkeit. Dennoch versuchte, sein altes Leben so gut es geht aufrechtzuerhalten. Dazu gehörten tägliche Ausritte und lange Spaziergänge mit seinen beiden Haflinger-Pferden Bonnie und Nico, auf deren Rücken er auch heute noch unterwegs ist und mit denen er schon die Deutsche Meisterschaft im Wettpflügen gewonnen hat.
Nach zehn Jahren geheilt
Heute gilt Jakob Gallbronner als geheilt. Das einzige, was noch an die schwere Krankheit von damals erinnert, sind die Tabletten mit Pankreas-Enzymen, die der 86-Jährige zu den Mahlzeiten einnehmen muss und die ihm dabei helfen, die aufgenommene Nahrung richtig zu verdauen. An die empfohlene Schonkost aufgrund des großen Eingriffs hält er sich eigenen Angaben zufolge nur bedingt: "Ich esse überwiegend, was mir schmeckt und mache, worauf ich Lust habe", so der ehemalige Landwirt und Molkereifachmann.