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Vom maroden Mietshaus zum Architekturjuwel

Auszeichnung

Vom maroden Mietshaus zum Architekturjuwel

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    Vom maroden Mietshaus zum Architekturjuwel
    Vom maroden Mietshaus zum Architekturjuwel Foto: privater spender

    In ihrer Jugendzeit in Buxheim träumte Britta Ehlich davon, einmal einen alten Bauernhof zu restaurieren. Da sie seit 16 Jahren in Berlin lebt, wurde es mit dem Bauernhof nichts. Stattdessen restaurierte Ehlich sechs Jahre lang ein großes Mietshaus aus dem Jahr 1852 und gewann damit nun den "Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege" in Berlin (siehe Infokasten).

    Die Urkunde bekam sie von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit überreicht. "Als mein Name fiel, bin ich erst mal auf all die ausgestreckten Hände zugelaufen. Meine Eltern hatten Tränen in den Augen. Herr Wowereit stand eine Weile allein da mit der Urkunde", erinnert sich Ehlich an ihre spontane Freude bei der Preisverleihung.

    Ihre Eltern Teresa und Hermann Ehlich sind zu dem Ereignis von Buxheim nach Berlin gereist. "Der festliche Rahmen im Rathaus war schon sehr beeindruckend", sagt Hermann Ehlich. Und wie war seine Reaktion vor sechs Jahren, als seine Tochter ein verfallendes, unter Denkmalschutz stehendes Mietshaus mit zwölf Wohnungen und undichtem Dach sowie einem Schutzgerüst wegen des abbröckelnden Putzes gekauft hat? "Von uns hat sie die volle Unterstützung erhalten, denn man muss im Leben etwas anpacken", sagt Vater Hermann,

    Und das haben Britta Ehlich und ihr Lebenspartner Carsten Schulz, selbst Bauingenieur und gelernter Zimmermann, getan. "Wir dachten, wir müssen etwas für die Rente tun, und es war auch Liebhaberei. Wir wollten ein altes Haus herrichten", beschreibt Ehlich ihre Motivation. Dazu sind die beiden quer durch Berlin gefahren und in Kreuzberg fündig geworden. "Früher stand die Berliner Mauer direkt neben dem Haus, nur der Gehsteig war noch dazwischen", erklärt sie.

    Lehre zur Goldschmiedin abgeschlossen

    Britta Ehlich besuchte in Memmingen die Realschule, machte dann das Fachabitur und schloss eine Goldschmiedelehre ab. 1994 ging die heute 40-Jährige wegen eines Freundes nach Berlin. Sie arbeitete als Goldschmiedin, bis sie im Jahr 2004 das Haus in der Sebastianistraße 84 erwarb.

    "Wir haben sechs Jahre durchgearbeitet, keinen Urlaub gemacht und auch oft kein freies Wochenende gehabt. Wir waren immer vor Ort und konnten so auch einige Baukatastrophen vermeiden", erzählt Ehlich. Ihr Partner hatte die Bauleitung. "Ich war für das Gestalterische und den Denkmalschutz zuständig." So hat sie beispielsweise im Treppenhaus mit einem Tischler zusammen kleine Sprossenfenster nachgearbeitet. Der Tischler fertigte millimetergenau die Holzrahmen nach, Ehlich arbeitete mit Glas. Von 165 Scheiben waren noch 37 Originale erhalten. Die 40-Jährige schnitt das Glas zu. Die vorhandenen Muster wurden in wochenlanger Feinarbeit in die neuen Scheiben geätzt. "Wie man das macht, habe ich übrigens im Werkunterricht in der Realschule gelernt", so Ehlich.

    Die Arbeit hat sich gelohnt. Das "unscheinbare Mietshaus" ist ein "kleines Architekturjuwel" geworden, wie es in der Laudatio für den Bundespreis heißt. In dem Haus haben Britta Ehlich und ihr Partner eine Wohnung bezogen, eine weitere dient als Ferienwohnung. Außerdem wollen sie dort einen Bioweinladen einrichten. Vom Restaurieren brauchen sie erst einmal eine Pause, aber: "Zwei, drei Traumhäuschen hätten wir schon im Auge", erklärt Ehlich.

    Die gebürtige Buxheimerin Britta Ehlich schuf aus dem verfallenden Mietshaus (Baujahr 1852) in der Sebastianistraße 84 in Berlin (links) ein "kleines Architekturjuwel" (rechts), wie es in der Laudatio im Berliner Rathaus hieß. Fotos: oh

    Britta Ehlich wurde von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit ausgezeichnet.

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