Das Leben könnte so schön sein für Thomas Schöne - ist es aber nicht. Der freischaffende Künstler sitzt gerade vor seinem kunstvoll gestalteten Bauernhaus in der Frankau, einem Ortsteil von Rettenbach.
Die Sonne scheint, die Blümchen blühen und Schöne nippt an seinem Kaffee. Und plötzlich kommt es. Ein tiefes Brummen zunächst, dann ein Dröhnen, dann der Verursacher: Ein Lastwagen fährt wummernd durch das idyllische Örtchen, direkt an Schönes Haus vorbei. Zentimeter sind es zum Giebel des 200 Jahre alten Gebäudes. Der Boden vibriert. "Oft muss ich wegen der Erschütterungen abends die Bilder an den Wänden gerade rücken", sagt Schöne und sieht dabei nicht unbedingt amüsiert aus. Dreimal hätten Laster auch schon Ecken seines Hauses abgefahren. "Es ist gefährlich", sagt Schöne. "Besonders im Winter, wenn sie ins Rutschen kommen."
Das Ziel des Lasters ist ein Gewerbegebiet, das wenige hundert Meter hinter der Frankau liegt. Bis zu 20 teils riesige Laster führen täglich durch den kleinen Weiler. Hin und wieder zurück, sagt Schöne. Der Grund: Es mangelt seit Jahren an einer Zufahrt zu dem großen Industriebetrieb. Rettenbachs Bürgermeister Wilhelm Fischer tut Schönes Beschwerde ab: "Das ist doch alles kein großes Problem", sagt er und schiebt nach: "Herr Schöne macht Zirkus." Dass es seit Jahren an der Zufahrt mangelt, erklärt Fischer mit der lange fehlenden Bereitschaft eines der drei Grundstücksbesitzer, über deren Grund die neue Zufahrt verlaufen soll. Nun sei man aber in Verhandlungen und "auf einem guten Weg". Grundsätzlich habe er Verständnis für Schöne, gänzlich verstehen kann er ihn aber offenbar nicht. "Die acht oder zehn Lkw am Tag", wiegelt er ab. Das sei halt alles "eine emotionale Geschichte".
"Übertrieben"
Die Maschinenbaufirma Pfanzelt, zu der die Laster rollen, zeigt ebenfalls Verständnis für Schönes Klagen. Er schränkt allerdings ein: "In der Weise, wie es geschildert wird, halten wir es jedoch für übertrieben", sagt Sprecher Peter Voderholzer. Aber: "Für uns ist das auch keine Dauer- oder Ideallösung, dass die Lastwagen durch den kleinen Ort fahren." Das sei "nicht tragbar". Auch Voderholzer bestätigt, dass alles "in Planung" sei und man eine neue Zufahrt bauen wolle.
Thomas Schöne sieht Bürgermeister Fischer in der Pflicht: "Die Sache könnte seit acht Jahren geregelt sein", sagt er. Als zugezogener Querulant will Schöne nicht dastehen. Der gebürtige Nordrhein-Westfale sieht sich als "gut integriert" und habe ein gutes Verhältnis mit den Nachbarn.
Einer davon ist der St.-Georgshof, ein Wohnheim für Menschen mit seelischer Behinderung. Dessen Leiter Joachim Röder hat ebenfalls die Hoffnung, dass "bald etwas passiert und die Zufahrt kommt". Für Bewohner des Hofs, die ab und an spazieren gingen, sei es "schon gefährlich", sagt Röder. Die größere Belastung hätten aber die Frankauer.
Alle scheinen sich also einig zu sein, dass eine Zufahrt kommen muss. Bis es so weit ist, muss Thomas Schöne also noch Angst um seine Unversehrtheit und sein Haus haben.