Der Beton bröckelt, der Teer reißt. Nach jedem Winter müssen Bodenplatten ausgetauscht und der Belag geflickt werden. Kunden beschweren sich über Stolperfallen in der Innenstadt. 'Es ist an der Zeit, dass wir die Fußgängerzone sanieren', sagt Mathias Rothdach, Memminger Stadtplaner und Architekt, im Video-Interview bei www.all-in.de. Doch nicht nur wegen der baulichen Mängel. Die Anforderungen an die Innenstädte steigen und die Stadt Memmingen will den Bürgern ein Shopping-Erlebnis bieten.
"Mit dem Internet und großen Einkaufszentren haben Kunden jetzt Shopping-Alternativen. Also müssen wir den Besuchern gute Gründe liefern, um hier in der Fußgängerzone einzukaufen." Dazu gehören Kleinigkeiten wie neue Wasserspender, Blumenkästen und Bänke. Aber auch Konzepte für die Lichtgestaltung und die Führung durch die Fußgängerzone. "Wir wollen eine angenehme Atmosphäre schaffen und die Besucher durch die 'neue' Einkaufsmeile leiten." Besonders wichtig sei das für die Geschäfte und Cafés. So profitiert auch der Einzelhandel von der Sanierung, meint der 55-Jährige. Stolperfallen und Frostschäden 40 Jahre ist die Memminger Fußgängerzone in ihrer aktuellen Form nun alt – wesentlich saniert wurde sie in dieser Zeit nicht. "Die haben das damals für die Ewigkeit gebaut" erzählt Architekt Rothdach. Unter dem heute sichtbaren Bodenbelag liegt Stahlbeton, der dem Stadtplaner Probleme macht. "Dieser Aufbau ist komplett starr und passt sich nicht dem Wetter an. Dadurch entstehen Frostschäden an der Oberfläche. Jedes Jahr müssen wir gesplitterte Platten austauschen." Und auch für die Arbeit an der Kanalisation oder an den Hausanschlüssen ist der Unterbau der Fußgängerzone nicht ideal: "Jeder Strom-, Wasser-, oder Telefonanschluss muss durch die Stahlbetonplatte gebrochen werden", erzählt Rothdach. Zu laut, zu aufwendig und zu viel Dreck: "Heute würde niemand mehr diese Konstruktion bauen." Der Architekt meint, dass es höchste Zeit war, die Fußgängerzone zu sanieren. Memmingen müsse mit der Zeit gehen und sich neu aufstellen. Dafür sind 4,8 Millionen Euro veranschlagt. "Wir werden aber nicht nur die baulichen Mängel beseitigen, sondern die Fußgängerzone auch verbreitern und verschönern." So will er kleine Gassen wie die Widdergasse mit Pocket-Parks erlebbar machen und die Innenstadt mit einem neue Lichtkonzept gestalten. Daneben wird die Fußgängerzone auch wachsen: "Wir möchten vom klassischen Straßen-Strang weg kommen in ein Fußgängerzonen-Feld, sodass das Feld auch eine Möglichkeit bietet, in die Seitengassen zu gehen." Diese sollen als 'sekundäre' Geschäftslagen genutzt werden.
Zwei Jahre - so lange werden die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen dauern. Währenddessen soll die Fußgängerzone in Memmingen normal genutzt werden können, sagt Stadtplaner Rothdach. Mehr sogar noch: Die Baustellen sollen zu Relax-Zonen werden und möglichst wenig an Arbeit erinnern.
Der rote Teppich
"Wir planen mit verschiedenen Aktion die Fußgängerzone während der Bauphase deutlich attraktiver zu machen." Dazu wird beispielsweise an den entsprechenden Baustellen ein roter Teppich ausgerollt und die Baufirmen sind angehalten, sich besonders auf die Bedürfnisse der Einzelhändler und Besucher einzustellen. Außerdem soll an Samstagen Vogelgezwischter vom Band für den Baustellenlärm unter der Woche entschädigen.