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Unter den Großen im Schach nur ein Kleiner

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Unter den Großen im Schach nur ein Kleiner

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    Von unserem Redaktionsmitglied Peter Mittermeier, Lindenberg - 'Ein guter Schachspieler kann sich konzentrieren, hat logisches Denkvermögen und gute Nerven. Valery Atlas hat davon eine ganze Menge. Der Weißrusse und Trainingspartner des Weltranglistenzwölften Boris Gelfand ist Spitzenspieler des Lindenberger Schachclubs. Der Verein spielt als einziger Allgäuer Club in der Oberliga. Und das im benachbarten Baden-Württemberg. Unter den Großen im Schach ist der Lindenberger Verein ein kleiner. 40 aktive Mitglieder, drei Mannschaften - die Konkurrenz in der höchsten deutschen Amateurklasse ist mitunter dreimal so groß. 'Für uns ist die Oberliga ein Abenteuer', sagt Mannschaftsführer Harald Feistenauer. In der Liga tummeln sich mehrere frühere Bundesligisten, ausgestattet mit einem fünfstelligen Etat, der professionelles Training und gut dotierte Spitzenspieler erlaubt. 'Für uns ist das trotz einiger Sponsoren nicht machbar' (Feistenauer). Gleichwohl ist der SC Lindenberg dabei, sich in der württembergischen Spitze zu etablieren. Das 'Abenteuer Oberliga' geht nach dem Klassenerhalt in der vergangenen Saison in das zweite Jahr. 2:2 Punkte stehen aktuell zu Buche. In der zweiten Runde wurde der SF Stuttgart mit 6:2 von den Brettern gefegt. In der Liga ist der SC Lindenberg nicht unbedingt gern gesehen, vor allem der weiten Fahrten wegen. Ist er doch das einzige bayerische Team in der rein baden-württembergischen Liga. Das hat historische Gründe. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren im Landkreis Lindau französische Truppen stationiert. Weil die Zonengrenze ins US-amerikanisch besetzte Oberallgäu fast undurchdringlich war, entwickelten sich die sportpolitischen Beziehungen nach Baden-Württemberg. Deshalb spielt der SC Lindenberg heute gegen Tübingen, Stuttgart, Ulm und Sindelfingen, anstatt in der Oberliga Bayern gegen München, Nürnberg, Passau oder Schwabach. An der Klasse der gegnerischen Mannschaften ändert dies nichts. Die kommen in der Regel aus Universitätsstädten. Nicht von ungefähr: Im akademischen Nachwuchs finden sich vergleichsweise viele Spitzenspieler. Um als Verein aus einer 11000-Einwohner-Stadt mitzuhalten, macht sich der SC Lindenberg einen in der Sportwelt wohl einmaligen Umstand zunutze. Schachspieler dürfen gleichzeitig in mehreren Ländern an Mannschaftsmeisterschaften teilnehmen. So stehen mit Valery Atlas und Guntram Gärtner zwei Internationale Meister im Team. Beide wohnen im wenige Kilometer entfernten Vorarlberg und spielen dort für Hohenems in der höchsten österreichischen Liga, belegten unlängst beim Europacup auf Kreta einen Mittelfeldplatz.

    Ein Spielerkarussell Atlas ist zudem mit der SG Zürich Schweizer Meister geworden. 'Im Drei-Länder-Eck am Bodensee hat sich ein regelrechtes Spielerkarussell entwickelt' (Feistenauer). Die Spitzenspieler sollen nicht nur helfen, den Erhalt der Oberliga zu sichern, sie sollen auch den heimischen Nachwuchs fördern. 'Die Möglichkeit, mit Aktiven internationaler Klasse spielen zu können, soll die Jugend motivieren', erklärt Feistenauer. Das Vorhaben hat Erfolg. Mit Thomas Ahner hat ein 19-Jähriger die Vereinsmeisterschaft gewonnen und den Sprung in die Stammmannschaft geschafft. Nicht von ungefähr: Die Verantwortlichen bescheinigen ihm 'gute Nerven, logisches Denkvermögen und Konzentrationsfähigkeit'.

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