Seit 15 Jahren machen Behindertengruppen Urlaub auf dem Hof von Resi und Otto Rogg Heimenkirch. Hermann mag es nicht, wenn Kühe nur Nummern haben, das soll sich im Laufe der Woche ändern. Mit sieben Mitbewohnern seiner Männerwohngruppe des Dominikus-Ringeisen-Werks für Behinderte in Ursberg macht er Ferien in Mothen auf dem Bauernhof von Otto und Resi Rogg. Schon zum fünften Mal ist Gruppenleiterin Christa Schmid mit der Gruppe 'Markus' auf dem Hof bei Heimenkirch zu Gast.
Von April bis Oktober hat Resi Rogg, Vorsitzende der Anbietergemeinschaft 'Ferien auf dem Bauernhof' Behinderte in ihrem Ferienhaus. Seit 15 Jahren beherbergt sie diese besonderen Gäste und hat es nie bereut. Ein Gast, der in einer Behinderteneinrichtung arbeitete, hatte sie darauf gebracht. Vor dem ersten Mal war ihr noch ein wenig Angst gewesen, inzwischen möchte sie es nicht mehr anders haben. Für Behinderte ist der Hof ein idealer Urlaubsort. Sie haben das Haus für sich alleine und können sich auf dem Gelände frei bewegen. 'Hier schlafen die Männer endlich mal aus', freut sich Christa Schmid. Die Ruhe tue ihnen gut und die vielen Tiere faszinierten sie. Hofhund Minko ist der besondere Liebling und seit Roggs Kühe eine offene Liegehalle haben, sitzt mancher der Gäste stundenlang davor. Werner, der Bastler, hat dagegen eine Vorliebe für die nahen Züge, er kennt schon ihr Uhrzeiten. Dieses Jahr gibt es eine besondere Attraktion. Die Zufahrt zum Hof wird geteert, die Bauarbeiten ziehen die Männer in Bann. 'Etwas Besseres hätte uns gar nicht passieren können', stellt Christa Schmid fest. Für sie und ihre beiden Mitarbeiterinnen ist es eine Erleichterung, wenn ihre Schützlinge derart beschäftigt sind. Urlaub ist es für die drei Frauen ohnehin nicht, die Männer brauchen rund um die Uhr Betreuung. Wenigstens das Frühstück serviert zu bekommen, war für die Betreuerinnen daher eine angenehme Überraschung, sie nennen Resi Rogg 'unsere gute Fee'. Die Ursberger stellen den größten Gästeanteil der Roggs. Eine Nonne aus dieser Einrichtung hatte bei einem Heimaturlaub im 'Westallgäuer' über die Familie gelesen und eine Besichtigung hatte die Verantwortlichen sofort von der Eignung des Hofs überzeugt. 'Ich hab es schön mit meinen Behinderten', findet Resi Rogg, wenn sie von den Erfahrungen anderer Vermieterinnen hört. Gäste mit Kinder seien wesentlich anstrengender als die behinderten Urlauber. Eventuelle Gefahrenquellen hatten Roggs schon vor Jahren auch wegen der eigenen Kinder beseitigt und außerdem werden die Behinderten je nach Verfassung von ihren Betreuern beobachtet. Ernsthafte Probleme habe es nie gegeben, erinnert sich Resi Rogg. Und frühstücken tun in den Gruppen alle zur gleichen Zeit, nicht den halben Vormittag lang wie 'normale' Feriengäste. Nach unerfreulichen Erlebnissen in anderen Regionen, freuen sich die Betreuerinnen besonders über die Freundlichkeit der Menschen in der Gegend. Ob auf einem Schiff im Bodensee oder im Heimenkircher Freibad, überall würden sie nett empfangen, betont Christa Schmid. Ein Bedienung im Cafè am Lindenberger Waldsee habe sich sogar noch an Seppi erinnert, weil der ihr im Vorjahr seinen Stoffhasen gezeigt hatte. 'Unsere Männer fahren alle gerne mit, auch die schwierigen', ist die Erfahrung der Betreuerinnen. Da haben sich persönliche Beziehungen aufgebaut. Hermann hat Otto Rogg besonders ins Herz geschlossen und nimmt den Bauern schon mal herzlich in den Arm. Seppi zeigt Resi Rogg seine Zuneigung nebenher mal mit einem Handkuss. Wegen Hermann müssen sich Mitarbeiterinnen von Ursberg ihre Vornamen jetzt mit Roggs Kühen teilen, er durfte mit Resi Roggs Hilfe die ungeliebten Nummern ersetzen. Dass die Tiere aber auch dieses Jahr noch keine Hörner haben, bedauert er sehr.